TOKIO (dpa-AFX) - Der Widerstand in Japan gegen Olympia wächst, von Vorfreude keine Spur und Tokio weiter im Corona-Notstand - doch das IOC und Japans Verantwortliche bleiben hart: Die Spiele finden statt. "Es ist jetzt klarer als je zuvor, dass diese Spiele für alle Beteiligten und vor allem die japanische Bevölkerung sicher sein werden", sagte IOC-Vizepräsident John Coates am Freitag nach der abschließenden Sitzung der Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees mit den Tokio-Machern. Man freue sich "mit großer Zuversicht" auf die für den 23. Juli geplante Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Japan, sagte Coates.

Und der Australier betonte: Selbst wenn sich Tokio dann immer noch im Notstand befinden sollte, könnten die Spiele wie geplant "sicher für alle" stattfinden. Die Maßnahmen dafür seien auch nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation ausreichend.

Coates verwies wie zuletzt schon IOC-Chef Thomas Bach darauf, dass mehr als 80 Prozent der Bewohner des olympischen Dorfs zum Zeitpunkt der Spiele geimpft sein werden. Organisationschefin Seiko Hashimoto betonte abermals, dass "sichere und geschützte Spiele" von höchster Priorität seien. Sie verwies auf den Ausschluss ausländischer Zuschauer und die deutliche Reduzierung der akkreditierten Teilnehmer von Verbänden, Sponsoren und Medien. Statt der ursprünglich geplanten 180 000 Teilnehmer würden es nach jetziger Planung nur 78 000 sein.

Zudem werde man darauf achten, dass es "keine Einschränkungen" für das lokale Gesundheitssystem in den japanischen Austragungsorten geben werde, hieß es. Das IOC hat Japan angeboten, als Teil der nationalen Delegationen zusätzliches medizinisches Personal nach Tokio zu schicken. Diese könnten dabei helfen, den medizinischen Betrieb und die strikte Durchsetzung der Covid-19-Maßnahmen zu unterstützen, sagte IOC-Präsident Thomas Bach.

Japan kämpft inzwischen gegen eine vierte Corona-Welle, obwohl die Regierung zum wiederholten Male den Notstand für Tokio und weitere Regionen verlängert hat. Er gilt vorläufig noch bis zum Ende dieses Monats. Am Freitag weitete Japan den Notstand auf Okinawa aus.

Zuvor hatte sich ein Verband von rund 6000 Ärzten in Tokio für eine Absage des Sport-Spektakels ausgesprochen. "Wir halten es für die richtige Wahl, ein Ereignis abzusagen, das die Anzahl der Infektionen und Todesfälle erhöhen könnte", heißt es in einem Brief an Regierung und Organisatoren. Die Ärzte betonen, dass die vierte Infektionswelle so schwer sei wie keine zuvor. Das Gesundheitssystem sei bereits bis an die Grenzen belastet.

Hinzu kommt, dass die Impfkampagne in Japan bislang äußert langsam verlief. Lediglich zwei Prozent der 125 Millionen Einwohner haben einen vollen Impfschutz. Angesichts wachsender Kritik hat Japan nun auch die Corona-Impfstoffe Moderna und Astrazeneca für Erwachsene zugelassen. Bisher wird in Japan nur mit Biontech/Pfizer geimpft.

In Umfragen sprach sich zuletzt immer wieder eine klare Mehrheit der Bevölkerung dafür aus, die Spiele abzusagen. Der bekannte japanische Unternehmer Hiroshi Mikitani des Konzerns Rakuten bezeichnete die Spiele gar als Selbstmordauftrag. Doch die Olympia-Macher verweisen unermüdlich darauf, dass bereits viele internationale Wettbewerbe auch unter Corona-Bedingungen sicher organisiert werden konnten.

Für alle Olympia-Beteiligten gelten strenge Corona-Regeln für Einreise und Aufenthalt in Japan. So sind eine Reihe von Corona-Tests ebenso vorgesehen wie starke Beschränkungen der Bewegungsfreiheit. Auf die Frage, warum man die Spiele trotz der Ablehnung der breiten Bevölkerung des Gastgeberlandes veranstalten wolle, sagte Coates: "Wir tun das für die Athleten." Ihr Wunsch sei "größer denn je"./ln/DP/jha