Berlin (Reuters) - Die stark gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel dämpfen dem IMK-Institut zufolge die Wirkung der Entlastungspakete der Bundesregierung.

Unter dem Strich würden die Maßnahmen der Ampelkoalition zwar Erwerbstätigen und Menschen in der Grundsicherung helfen, bei Rentnerinnen und Rentnern ergebe sich aber eine Schieflage, wie am Donnerstag aus aktualisierten Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Demnach summierten sich die Entlastungen bei einer Familie mit zwei erwerbstätigen Erwachsenen, zwei Kindern und einem unterdurchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen von 2000 bis 2600 Euro auf rund 64 Prozent der absehbaren zusätzlichen Belastungen.

Im April hatten die Forscher aber noch damit gerechnet, dass 79 Prozent ausgeglichen würden. Bei einer vergleichbaren Familie mit einem mittleren Einkommen von 3600 bis 5000 Euro netto seien es 54 Prozent - und damit weniger als die noch im Frühjahr prognostizierten 68 Prozent.

Während die aktuellen Entlastungspakete von rund 30 Milliarden Euro nach Ansicht der IMK-Experten damit bei Erwerbstätigen und Empfängern von Sozialleistungen "im Großen und Ganzen eine umfangreiche und sozial weitgehend ausgewogene Entlastung" bewirkten, gebe es bei Nichterwerbstätigen, vor allem Rentnern, eine "soziale Schieflage". So betrage die Entlastungswirkung bei Alleinlebenden, die im Ruhestand seien und ein niedriges Einkommen unter 900 Euro netto im Monat hätten, gerade einmal zehn Prozent. Rund 46 Prozent würden ausgeglichen, falls für solche Haushalte ein Wohngeld-Anspruch bestehe. Hier müsse die Bundesregierung bereit sein, für das kommende Jahr noch einmal nachzulegen.

Zwar prognostiziert das IMK einen Rückgang der Inflationsrate von knapp sieben Prozent in diesem Jahr auf knapp drei Prozent 2023. "Damit bleiben die Preise insbesondere für Waren des Grundbedarfs aber hoch und es besteht auch im kommenden Jahr eine erhebliche Zusatzbelastung."

(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Kerstin Dörr und Reinhard Becker.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)