HANNOVER/MAGDEBURG (dpa-AFX) - Für mehr als 37 000 Beschäftigte der Holz- und Kunststoffindustrie im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gibt es nach Angaben der IG Metall den bundesweit ersten Abschluss in der laufenden Tarifrunde. Wie die Gewerkschaft am Dienstag mitteilte, wurde in den Gesprächen mit den Arbeitgebern ein Lohnplus in zwei Stufen vereinbart. Zunächst sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum 1. April kommenden Jahres 2,7 Prozent mehr Geld bekommen, im April 2023 steigen die Entgelte dann um weitere 2,2 Prozent. Zuvor fließt spätestens im Februar 2022 eine Corona-Prämie von 385 Euro. Azubis erhalten je nach Ausbildungsstand 30 bis 50 Euro mehr sowie eine Corona-Prämie von 200 Euro.

Der neue Tarifvertrag soll bis Ende November 2023 laufen. Der Einigung waren Warnstreiks vorausgegangen, an denen sich laut Gewerkschaft über 1300 Beschäftigte in beiden Bundesländern beteiligt hatten. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bilden bei der IG Metall einen gemeinsamen Bezirk. In Sachsen-Anhalt soll es formal noch eine ergänzende Gesprächsrunde am 17. November geben - theoretisch könne es hier trotz der "Blaupause" des Pilotabschlusses zu Abweichungen kommen, erklärte ein Sprecher.

Verhandlungsführer Markus Wente sagte: "Es ist mehr als angemessen, dass die Beschäftigten von den vollen Auftragsbüchern profitieren." Die ursprüngliche Lohnforderung hatte bei 4,5 Prozent gelegen. In der Branche sind beispielsweise Möbelhersteller, Anbieter von Baubedarf und Verpackungen sowie einige Autozulieferer vertreten.

Auch ein "Demografiefonds", der Altersteilzeit mitfinanzieren soll, wird den Angaben zufolge besser ausgestattet. Die Arbeitgeber hätten sich bereiterklärt, ihre Beiträge dafür 2022 und 2023 um insgesamt 300 Euro aufzustocken. "Mit dieser Absicherung schaffen wir Verlässlichkeit beim notwendigen Übergang in den Ruhestand", so Wente. "Damit kann die Kurve des zukünftigen Fachkräftebedarfs abgeflacht werden." Die Branche sucht - wie viele andere Wirtschaftszweige - qualifiziertes Personal und ist derzeit zudem mit den stark gestiegenen Holz- und Rohstoffpreisen konfrontiert./jap/DP/eas