BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen warnt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) davor, dass ein zweiter Lockdown für viele Betriebe das Aus bedeuten würde. "Es ist uns wichtig, dass es nicht zu einem zweiten Lockdown kommt", sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer während einer Vollversammlung seines Verbandes am Donnerstag in Berlin.

Das Handwerk werde das Jahr voraussichtlich besser abschließen als die restliche deutsche Wirtschaft, sagte Wollseifer. Man werde es dennoch mit einem "deutlichen Minus im Gesamthandwerk" beenden.

Für viele Handwerksbetriebe bringt die Tatsache, dass sie die Krise noch relativ gut gemeistert haben, aber nicht nur Positives mit sich. So profitierten zahlreiche Handwerksunternehmen nicht von der vom Bund beschlossenen Ausbildungsprämie, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während der Tagung anmerkte. "Eigentlich sind wir ja davon ausgegangen, dass wir möglichst vielen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz bieten wollen", sagte Merkel. Das Geld werde aber nur ausgezahlt, wenn "der Betrieb erheblich von der Corona-Krise betroffen" ist. Der Bund zahlt einem Betrieb für einen vergebenen Ausbildungsplatz einmalig 2000 Euro, wenn die Beschäftigten in der ersten Jahreshälfte 2020 mindestens einen Monat in Kurzarbeit gearbeitet haben oder ihr Umsatz im April und Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum durchschnittlich um mindestens 60 Prozent eingebrochen ist.

Diese Regelungen seien einigen Handwerksunternehmern "sauer aufgestoßen", sagte Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg. Hier gebe es aus der Sicht der Berufsgruppe durchaus Nachbesserungsbedarf, um einer größeren Gruppe von Unternehmen einen Anreiz zur Aufrechterhaltung des Ausbildungsbetriebes zu bieten.

Mit Blick auf die "Zeit nach Corona" forderte Wollseifer eine faire Lastenverteilung der hohen Kosten, die "derzeit zur Bewältigung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen anfallen" würden. "Sie dürfen nicht nur beim Mittelstand landen. Dabei werden wir um Strukturreformen, vielleicht auch um manchen Paradigmenwechsel im Steuer- und in unseren Sozialsystemen nicht umhinkommen", sagte Wollseifer./wpi/DP/fba