Düsseldorf (Reuters) - In den vergangenen Tagen sind weitere deutsche Unternehmen Opfer von Hacker-Angriffen geworden.

Betroffen sind zwei Töchter des Hamburger Mineralölunternehmens Marquard & Bahls und der Frankfurter Gebäude- und Flughafendienstleister Wisag. Marquard & Bahls bestätigte dem "Handelsblatt", alle Be- und Entladesysteme seines Tanklogistikers Oiltanking seien lahmgelegt worden, ebenso die IT-Systeme des Mineralölhändlers Mabanaft. Der Mineralölkonzern Shell erklärte, von Oiltanking über eine Cyber-Attacke am 29. Januar informiert worden zu sein. Die Öllieferungen würden nun auf andere Versorgungsdepots umgeleitet. Weitere Details wurden nicht genannt. Marquard & Bahls war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Oiltanking und Mabanaft mögen zwar keine bekannten Marken sein, aber ihre Dienste werden von vielen führenden Unternehmen wie Shell genutzt, was sie zu einem idealen Ziel für Kriminelle macht, die ihren Aktionsradius erweitern und ihren Einfluss bei der möglichen Forderung von Lösegeld erhöhen wollen", kommentierte Torsten George vom IT-Security-Anbieter Absolute Software. Andreas Riepen vom IT-Sicherheitsunternehmen Vectra AI erklärte, die Beeinträchtigung von Elementen der Versorgungskette für Brenn-, Heiz- und Treibstoffe während der Wintersaison gefährde potenziell die Sicherheit der Menschen. "Diese Art von Angriffen unterstreicht die sehr ernsten Risiken, die von Kriminellen für grundlegende Teile lebenswichtiger Dienste und Infrastrukturen ausgehen."

Der Hamburger Konzern erwirtschaftete 2020 mit rund 6200 Mitarbeitern einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro. Oiltanking ist Firmenangaben zufolge weltweit einer der führenden unabhängigen Anbieter für die Lagerung von Gasen, Chemikalien und Mineralölen. Das Unternehmen betreibt 45 Tanklager in 20 Ländern in Amerika, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und dem asiatisch-pazifischen Raum einschließlich China und Indien.

WISAG: HABEN KONTAKT-AUFFORDERUNG DER TÄTER ABGELEHNT

Zuvor wurde einem Bericht des Magazin "Business Insider" zufolge die Frankfurter Wisag Opfer von Hackern. Demnach wurde das IT-System des Gebäude- und Flughafendienstleisters am Donnerstag vergangener Woche "maßgeblich" gestört. Der operative Betrieb sei zwar sofort auf Ersatzsysteme umgestellt worden. Es sei aber bei vielen internen Geschäftsabläufen und dem Mailservice zu Verzögerungen und Problemen gekommen. Verhandlungen mit den Tätern habe der Vorstand abgelehnt und kein Geld gezahlt. "Die Wisag hat der Aufforderung der Täter nach Kontaktaufnahme und Verhandlungen nicht entsprochen und wird dies auch nicht tun", betonte Vorstandschef Michael Wisser. Die Wisag sei nicht erpressbar und leiste keine Zahlungen an Kriminelle, Die Behörden seien verständigt worden.