Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigt sich zuversichtlich, dass Deutschland seine Ausbauziele beim Einbau von Wärmepumpen erreichen kann. Nach dem Wärmepumpengipfel mit Vertretern aus der Wirtschaft sprach er von einer "unfassbaren Dynamik". Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpenanlagen installiert werden, bis 2030 soll es dann 6 Millionen Geräte in Deutschland geben. Eine schnelle Transformation der Wärmeversorgung sei wichtig, damit sich Deutschland "konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien" könne, so Habeck.

Ab Januar 2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Daher brauche Deutschland schnell mehr Wärmepumpen.

"Dieser Gipfel hatte eine schier unfassbare Dynamik, weil die Hersteller, die Wohnungswirtschaft, die Netzbetreiber und die Energiewirtschaft uns skizziert haben, wie die Nachfrage und der Kapazitätsaufbau an Wärmepumpenmarkt sich entwickelt hat", sagte Habeck nach dem Gipfel.

Im vergangenen Jahr seien 154.000 Wärmepumpen installiert worden, ein Anstieg um 28 Prozent zum Vorjahr. Bis 2024 soll sich die Zahl mehr als verdreifachen.

"Das Besondere und Überraschende ist, dass eigentlich alle gesagt haben, das ist ein erreichbares Ziel. Das ist eine Verdreifachung der Kapazitäten", so Habeck.

Die Produzenten hätten ihre Kapazitäten um 50 Prozent gesteigert, die Nachfrage läge nicht bei 500.000 Geräten, sondern bei rund 1 Million.


   Wärmewende muss laut Geywitz bezahlbar sein 

Bundesbauministerin Klara Geywitz sagte nach dem Gipfel, dass Wärmepumpen ein wichtiger Bestandteil bei der Umstellung der Heizungssysteme seien und hier auch behördliche Vorgaben überarbeitet werden müssten.

"Die Landesbauverordnungen müssen auf ihre Flexibilität und Machbarkeit für den zügigen Einbau von Wärmepumpen hin überprüft werden", so Geywitz. "Bei all dem ist mir eines wichtig: Die Wärmewende muss bezahlbar und sie muss planbar sein. Wärmepumpen müssen sich auch jene leisten können, die mit schmalem Geldbeutel haushalten müssen."


   Umwelthilfe Neuausrichtung bei Förderung der Wärmepumpen 

Die Deutsche Umwelthilfe hat von der Regierung konkrete Maßnahmen für den Markthochlauf gefordert statt einer reinen Absichtserklärung.

"Damit die Wärmepumpe breitflächig eingesetzt wird, sind dringend konkrete Maßnahmen und gesetzliche Verbindlichkeit notwendig. Dass am Tag eines Wärmepumpen-Sondergipfels noch immer öffentliche Förderung für Gasheizungen beantragt werden kann, ist absurd", erklärte Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe. "Das Einbauverbot für neue Gasheizungen ab 2024 muss jetzt im Gebäudeenergiegesetz festgeschrieben werden."

Denn ohne eine Neuausrichtung der Förderung auf Wärmepumpen und eine Klarstellung, welche Heizungen zukünftig noch zum Einsatz kommen dürfen, werde die Wärmewende nicht gelingen, so die Umwelthilfe.

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June 29, 2022 07:57 ET (11:57 GMT)