Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht deutliche Fortschritte in den deutschen Bemühungen zum Ersatz russischer Gaslieferungen. Die Verträge zur Befüllung der noch zu errichtenden beiden schwimmenden Flüssiggasterminals seien bereits abgeschlossen oder kurz davor. Daher tue sich "viel" bei Deutschlands Vorhaben, sich bis spätestens 2024 unabhängig von russischem Gas zu machen.

Dennoch müsse man aufpassen, "dass wir am Ende nicht zu erfolgreich sind", sagte Habeck in der Abschlusspressekonferenz zum Treffen der Klima- und Energieminister der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) in Berlin. "Denn wir wollen jetzt nicht die nächsten 30 oder 40 Jahre lang eine Erdgasindustrie in der Welt aufbauen, die wir am Ende gar nicht mehr haben wollen."

Man dürfe das übergeordnete Klimaschutzziel nicht aus den Augen verlieren, denn man wolle möglichst schnell wegzukommen von fossilen Energien wie Erdgas. "Ja, wir brauchen zusätzliche Erschließungsmöglichkeiten, um uns kurzfristig unabhängig von russischen fossilen Energien zu machen. Aber mit jeder Kilowattstunde, die fossil jetzt mehr erschlossen wird, sollten wir quasi die doppelte Menge - ich würde sagen für Deutschland die dreifache oder vierfache Menge - an erneuerbaren Kilowattstunden aufbauen."

Klimaexperten hätten jüngst deutlich gemacht, dass es bereits unmöglich sei, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. "Daraus muss die Konsequenz abgeleitet werden, dass wir alles, was möglich ist, jetzt einleiten", sagte Habeck.

Er lobte, dass man auf der G7-Konferenz konkrete Fortschritte gemacht habe. So hätten sich alle Länder erstmals zum Kohleausstieg bekannt. Zwar gebe es kein genaues Datum, aber dies solle weitestgehend in den 2030er Jahren geschehen. "Keiner muss sich hier einreden, dass wir stolze Vorreiter des Klimaschutzes sind. Aber wir versuchen aufzuholen, was in der Vergangenheit nicht gut genug gelaufen ist", so Habeck.

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May 27, 2022 08:52 ET (12:52 GMT)