ATHEN (AFP)--Das griechische Parlament kommt wegen des Skandals um die Bespitzelung eines Oppositionspolitikers vorzeitig aus der Sommerpause zurück. Die Regierung komme damit der Forderung der Opposition nach einer außerordentlichen Parlamentssitzung nach, erklärte ein Regierungssprecher am Dienstag. Das Parlament tritt demnach eine Woche früher als geplant am 22. August in Athen zusammen.

Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte am Montagabend in einer Fernsehansprache erklärt, die Abhöraktion sei rechtlich zulässig, aber "politisch inakzeptabel" und ein "Fehler" gewesen. Der griechische Geheimdienst hatte offenbar das Handy von Nikos Androulakis, des Chefs der sozialistischen Oppositionspartei Pasok ausgespäht. Oppositionspolitikern reichte die Erklärung des Regierungschefs jedoch nicht aus. Sie kritisierten, dass noch immer nicht geklärt sei, warum Androulakis' Handy überhaupt abgehört worden war und ob es möglicherweise weitere Betroffene gebe.

Androulakis hatte zuvor beim Obersten Gerichtshof des Landes eine Klage wegen "versuchten" Ausspähens seines Handys mit der Schadsoftware Predator eingereicht. Griechenlands Geheimdienstchef war daraufhin am vergangenen Freitag zurückgetreten. Auch Grigoris Dimitriadis, der Generalsekretär des Büros des Regierungschefs und zugleich Mitsotakis' Neffe, war im Zuge der Abhör-Affäre zurückgetreten.

Androulakis war Ende Juli vom Europäischen Parlament darüber informiert worden, dass es einen Versuch gegeben habe, sein Mobiltelefon zu verwanzen. Der Pasok-Chef ist Abgeordneter des Europäischen Parlaments, das einen speziellen Service eingerichtet hat, um die Telefone der Parlamentarier auf illegale Überwachungssoftware zu prüfen. Androulakis hatte laut seiner Partei den Dienst für eine vorsorgliche Überprüfung seines Telefons genutzt. Dabei war "ein verdächtiger Link in Verbindung mit dem Überwachungsprogramm Predator entdeckt" worden.

Zwei griechische Journalisten hatten in diesem Jahr ebenfalls rechtliche Schritte eingeleitet, weil sie sich als Bespitzelungsopfer sehen. Die Regierung hat Vorwürfe einer staatlichen Beteiligung stets zurückgewiesen. Doch die Bespitzelungsvorwürfe haben in dem Land hohe Wellen geschlagen. Die Online-Investigativmedien "Reporters United" und "Inside Story" haben Mitsotakis' Neffen Dimitriadis vorgeworfen, in die Spionageskandale um Journalisten verwickelt zu sein.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/sha

(END) Dow Jones Newswires

August 09, 2022 11:59 ET (15:59 GMT)