Frankfurt (Reuters) - Der mit Vorwürfen der Bilanzmanipulation konfrontierte Leasingkonzern Grenke hat im Geschäftsjahr 2020 einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.

Nach Steuern musste sich die Firma vorläufigen Zahlen zufolge mit 79,9 Millionen Euro begnügen - ein Minus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine höhere Risikovorsorge im Zuge der Pandemie schlug ebenso ins Kontor wie gestiegene Kosten für Prüfung und Beratung, die im Zusammenhang mit den Anschuldigungen eines Investors entstanden waren. Weder die aus den Vorwürfen resultierenden Turbulenzen noch die Folgen von Corona kann das auf IT und Büroausstattung spezialisierte Unternehmen dieses Jahr hinter sich lassen. "2021 wird ein Brückenjahr sein", sagte Vorstandschefin Antje Leminsky am Freitag.

"Wir sind überzeugt, dass wir am Ende gestärkt aus dieser Krisenphase hervorgehen werden", betonte die 50-Jährige zugleich. Das Unternehmen selbst sei zuallererst an der Aufklärung der Anschuldigungen interessiert und dabei, geforderte Maßnahmen umzusetzen. Finanzchef Sebastian Hirsch bekräftigte, dass diverse Vorwürfe wie gar nicht existierende Leasinggeschäfte "völlig unbegründet seien". Auch sei klar, dass es "keine Geldwäsche und Betrugsfälle en masse" gebe.

Den Vorwurf der Geldwäsche hatte 2020 der britische Investor Fraser Perring erhoben, der zugleich als ein sogenannter Leerverkäufer auf einen Absturz der Aktie gewettet hatte. Die BaFin gab wegen der Anschuldigungen eine Sonderprüfung bei der Wirtschaftsprüfungsfirma Mazars in Auftrag. Diese Prüfung sei inzwischen abgeschlossen und werde nun mit der BaFin abgestimmt, sagte Grenke-Chefin Leminsky. Die im SDax notierte Firma aus Baden-Baden hatte selbst KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt, zudem läuft dort noch die Jahresabschlussprüfung. Ein Testat von KPMG stellte Grenke kürzlich für den 17. Mai in Aussicht. Der Geschäftsbericht und ein Dividendenvorschlag sollen am 21. Mai veröffentlicht werden.

"Für uns ist klar, dass wir uns nach Abschluss der Prüfungen erst einmal - in Anführungsstrichen - schütteln müssen", sagte Firmenchefin Leminsky. Die Aufarbeitung werde noch einige Monate in Anspruch nehmen, deshalb sei 2021 ein Übergangsjahr. Auch operativ macht sich die Firma weiter auf Gegenwind gefasst: Wegen Corona habe das Geschäft 2021 verhalten begonnen, in der zweiten Jahreshälfte werde Besserung erwartet. Doch das Leasing-Neugeschäft dürfte 2021 insgesamt mit höchstens 2,0 Milliarden Euro bestenfalls stabil bleiben und der Nachsteuergewinn auf eine Spanne von 50 und 70 Millionen Euro weiter sinken.