Frankfurt (Reuters) - Der Renditeanstieg bei den Staatsanleihen der Euro-Länder beunruhigt die Europäische Zentralbank (EZB).

Die Währungshüter schauten sich viele Indikatoren an, um zu bewerten, ob weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen im Währungsraum bestehen, sagte Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Montag auf einer virtuellen Veranstaltung des EU-Parlaments. Die Sätze bei kurzlaufenden Zinsswaps (OIS) und die Bondrenditen seien dabei besonders wichtig. "Entsprechend beobachtet die EZB die Entwicklung der längerfristigen nominalen Anleiherenditen genau", sagte Lagarde. Denn Banken nutzten diese als Bezugspunkt, wenn sie Preise für ihre Kredite an Haushalte und Unternehmen festsetzen.

Die Aussagen der Notenbank-Chefin sorgten an der Börse dafür, dass die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, die als Richtgröße für Staatstitel der Euro-Länder gilt, leicht nachgab. Sie war zuletzt auf minus 0,33 Prozent gestiegen, nachdem sie noch zu Jahresbeginn bei minus 0,60 Prozent gelegen hatte. Auch die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen ging etwas zurück. Hinter der jüngsten Aufwärtsbewegung bei den Bondrenditen stehen unter anderem gestiegene Inflationsaussichten in der Euro-Zone wie auch in den USA.

Die EZB werde weiter alle Sektoren der Wirtschaft unterstützen, indem sie günstige Finanzierungsbedingungen während der Pandemie sicherstelle, sagte Lagarde. Dabei wies sie auf das umfangreiche Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP hin. "Es wird weiterhin ein entscheidendes Werkzeug sein", sagte Lagarde. Die Euro-Wächter haben den PEPP-Kaufrahmen bereits auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt und können gemessen daran noch rund eine Milliarde Euro nutzen. Der Kaufrahmen gebe erhebliche Feuerkraft und Flexibilität, sagte Lagarde. Dazu blieben die gezielten längerfristigen Kreditspritzen für Geldhäuser - in der Fachwelt "TLTRO" genannt - eine attraktive Finanzierungsquelle für Banken. Damit werde der Kreditfluss an Unternehmen und Haushalte unterstützt.