Berlin (Reuters) - Die Geschäftslage der unter Materialengpässen leidenden deutschen Autobauer hat sich im Juni verbessert.

Das entsprechende Barometer kletterte 5,8 auf 23,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. "Die Autohersteller können weiterhin hohe Verkaufspreise durchsetzen", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck. Der Indikator für die Preiserwartungen blieb bei hohen 74,7 Punkten, nach 80,5 im Mai.

Ihren Auftragsbestand bewerteten die Hersteller deutlich besser. "Die Autobauer hoffen, ihre Produktion in den nächsten Monaten auszuweiten", sagte Falck. Die Produktionserwartungen stiegen auf gute 56,2 Punkte, nach 45,6 im Mai. Auch wollen sie neues Personal einstellen. Ihre Perspektive insgesamt bewerteten die Autoproduzenten aber als wenig optimistisch: Das entsprechende Barometer brach auf 9,8 Punkte ein, nach 41,3 im Mai.

"Das EU-Parlament hat für das Verbrenner-Aus in Europa im Jahre 2035 gestimmt", nannte Falck einen möglichen Grund dafür. Ford hat sich gegen den Produktionsstandort Saarlouis entschieden und will Elektroautos in Valencia produzieren. "Und es herrscht weiterhin ein großer Mangel an wichtigen Vorprodukten. Das alles drückt die Erwartungen", sagte Falck.

Bei den Zulieferern der Automobilbranche blieb die Geschäftslage im Juni angespannt. Hier sank das Barometer auf 2,5 Punkte, nach 8,1 im Mai. Auch ihre Geschäftsaussichten bewerteten die Zulieferer deutlich schlechter. Die Betriebe meldeten einen gesunkenen Auftragsbestand und erwarten, ihre Produktion einzuschränken.

Die Automobilindustrie ist die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes und gemessen am Umsatz der bedeutendste Industriezweig in Deutschland, wie das Bundeswirtschaftsministerium betont. Die Unternehmen der Branche erwirtschafteten 2021 einen Umsatz von gut 411 Milliarden Euro und beschäftigten direkt knapp 786.000 Personen.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)