Berlin (Reuters) - Die Verbraucher gehen dieses Jahr mit gedrückter Stimmung in die für den Einzelhandel verkaufsträchtige Adventszeit.

Der Lockdown light habe die Laune "spürbar gedämpft", sagte Marktforscher Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung am Donnerstag. Das von dem Nürnberger Institut veröffentlichte Konsum-Barometer signalisiert für Dezember einen Rückgang um 3,5 Punkte auf minus 6,7 Zähler - das niedrigste Niveau seit Juli. Wegen hoher Corona-Infektionszahlen müssen Gastronomie, Freizeit- und Kulturreinrichtungen bis zum 20. Dezember geschlossen bleiben. Ab 1. Dezember greifen zudem Regeln für den Einzelhandel, um überfüllte Läden zu vermeiden. Der Handelsverband Deutschland (HDE) passte seine Prognose für das Weihnachtsgeschäft an, das mehr Umsatz im Netz verspricht und zugleich dem Innenstadthandel Einbußen bescheren dürfte.

Insgesamt würden die Geschenkekäufe für Weihnachten dabei auch in diesem Jahr in unverändertem Umfang getätigt. Zwar geht der Verband nach wie vor von einem Gesamtumsatz im Handel von 104 Milliarden Euro für November und Dezember aus, es verschieben sich demnach aber viele Einkäufe in den Online-Handel. "Die Verbraucher werden auch in Coronazeiten zu Weihnachten Geschenke kaufen. Unter den Bedingungen des Teil-Lockdowns erledigen sie ihre Einkäufe in vielen Branchen aber voraussichtlich oft lieber online", so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Am Ende könnte hier das zusätzliche Plus bei zwei Milliarden Euro liegen, was dann zu einem Gesamtvolumen für das Onlinegeschäft für 2020 von 70 Milliarden Euro führe.

Die Verlängerung des Lockdown-light in den Dezember hinein treffe den Innenstadthandel zugleich massiv. Schon in den ersten drei Wochen gingen die Umsätze hier um durchschnittlich 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Im Bekleidungshandel war es laut HDE sogar ein Minus von 40 Prozent.

WIRTSCHAFT WOHL AUF SCHRUMPFKURS

Das Weihnachtsgeschäft - also die Umsätze im November und Dezember - machen im Schnitt rund ein Fünftel der Jahreserlöse aus, für manche Unternehmen sogar die Hälfte oder mehr. Laut GfK-Experte Bürkl wird der Verlauf des Infektionsgeschehens in den kommenden Wochen maßgeblich darüber bestimmen, ob sich das Konsumklima stabilisieren kann: "Nur ein spürbares Sinken der Infektionszahlen und eine Lockerung der Beschränkungen werden wieder für mehr Optimismus sorgen." Danach sieht es zurzeit jedoch nicht aus. Viele Ökonomen sind mit Blick auf die Gesamtkonjunktur skeptisch - so auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, der für das laufende vierte Quartal ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung prognostiziert: "Wir rechnen mit einem Minus von einem Prozent".

Auch die Verbraucher blicken zusehends skeptischer auf die Konjunktur. Dies trübt laut der GfK-Umfrage die Einkommensaussichten im November. Der entsprechende Indikator verliert 5,2 Zähler auf 4,6 Punkte. Zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres fehlen damit knapp 41 Punkte. Auch die Bereitschaft zum Kauf teurer Güter wie Fernseher, Möbel oder Autos sinkt. Dieses Barometer fiel um 6,5 Punkte auf 30,5 Zähler. Trotz des Rückgangs sei das Niveau hier noch als vergleichsweise zufriedenstellend zu bezeichnen, so Bürkl.

Mit der Aussicht auf einen Impfstoff gegen Corona ist die Hoffnung verbunden, dass der private Verbrauch nächstes Jahr Impulse erhalten könnte. Doch eine jüngste Umfrage im Auftrag von Reuters lässt darauf schließen, dass es zumindest keinen Konsumschub geben wird: Nur 14 Prozent der Deutschen freuen sich mit der Perspektive auf eine großflächig verfügbare Corona-Impfung darauf, wieder mehr Geld auszugeben und weniger zu sparen.

(Reporter: Reinhard Becker, redigiert von Alexander Ratz; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)