CARBIS BAY (AFP) -- Im Streit um Warenkontrollen in Nordirland nach dem Brexit hat der französische Präsident Emmanuel Macron den britischen Regierungschef aufgefordert, sein Wort zu halten. Boris Johnson müsse die "den Europäern gegebenen Zusagen" einhalten, sagte Macron am Samstag nach einem bilateralen Treffen der beiden Politiker am Rande des G7-Gipfels im englischen Cornwall. Er bezog sich damit auf eine Forderung Londons, die im vergangenen Dezember unterzeichnete Brexit-Vereinbarung neu zu verhandeln.

Macron betonte, er sei "bereit" für eine Wiederbelebung der französisch-britischen Beziehungen. Diese erfordere jedoch "die Einhaltung des durch die Brexit-Vereinbarungen definierten Rahmens". Ein Sprecher von Johnson wies darauf hin, dass der G7-Gipfel nicht der geeignete Ort sei, um eine "sofortige Lösung" zu erreichen. Der britische Außenminister Dominic Raab hatte zuvor darauf bestanden, dass sich Brüssel flexibler zeigen sollte in seiner Herangehensweise an Nordirland, das die einzige Landgrenze Großbritanniens mit der EU teilt.

Das sogenannte Nordirland-Protokoll des Brexit-Vertrags soll sicherstellen, dass zwischen der britischen Provinz und dem EU-Mitglied Irland keine Zollkontrollen stattfinden. Denn diese könnten nach Einschätzung beider Seiten zu einem Wiederaufflammen des blutigen Nordirland-Konflikts führen. Die Kontrollen sollen deshalb zwischen Großbritannien und Nordirland stattfinden. Nach früheren Verstößen Londons fürchtete die EU, dass Großbritannien eine Ausnahmeregelung für Fleischprodukte nun nochmals einseitig über Ende Juni hinaus verlängert. Britische Medien warnten zuletzt vor einem "Wurst-Handelskrieg" mit der EU. Gespräche zur Lösung des Problems waren am Mittwoch in London ohne Einigung gescheitert. Brüssel drohte mit Strafmaßnahmen, sollte London die Vereinbarung nicht umsetzen.

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June 12, 2021 06:40 ET (10:40 GMT)