BRÜSSEL (AFP)--Frankreich hat vor dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs Corona-Kontrollen an den Grenzen zwischen den Mitgliedstaaten gefordert. Die französische Regierung sei dafür, dass "Gesundheitskontrollen" eingeführt würden, "sobald das möglich" sei, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Paris. Die Staats- und Regierungschefs beraten am Donnerstagabend in einer Video-Konferenz über die Corona-Lage. Besondere Besorgnis lösen mutierte Virenformen aus, die sich schneller verbreiten als der bisherige Erreger.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte vor diesem Hintergrund am Dienstag nach den Bund-Länder-Beratungen zur Pandemie Grenzschließungen nicht ausgeschlossen. "Man muss auch zum Äußersten bereit sein, dass man wieder Grenzkontrollen macht", sagte sie. Sie verwies dabei aber auf den Fall, dass andere EU-Länder nicht ausreichend zur Zusammenarbeit bei der Eindämmung des Virus bereit seien.

In einem deutschen Diskussionspapier für die EU-Beratungen von Ende vergangener Woche war bereits die Möglichkeit von "Testzentren an den Grenzen" angesprochen worden. Sie könnten demnach helfen, insbesondere den grenzüberschreitenden Lieferverkehr im EU-Binnenmarkt aufrechtzuerhalten.

Weiteres Thema der Gipfelberatungen wird die Forderung des stark vom Tourismus abhängigen Griechenlands sein, gemeinsame Impfzertifikate einzuführen, um Geimpften das Reisen zu ermöglichen. Hier gibt es aber Vorbehalte in mehreren Ländern, Frankreich etwa hatte solch einen Schritt als "verfrüht" bezeichnet.

Ein hochrangiger EU-Vertreter sagte am Mittwoch, die Diskussion stehe noch ganz am Anfang. Zunächst gehe es darum, gemeinsame Kriterien für Impfbescheide zu finden. Um die Frage, "ob sie für Reisen oder Restaurantbesuche eingesetzt werden", gehe es zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht. Denn es seien ohnehin noch nicht genügend Menschen geimpft. Zudem sei unklar, ob Geimpfte das Virus nicht doch weiterverbreiten könnten.

Dänemark, Griechenland, Österreich und Tschechien forderten unterdessen in einem Schreiben an die EU und die Mitgliedstaaten eine schnelle Zulassung weiterer Impfstoffe, wie den des schwedisch-britischen Anbieters Astrazeneca. Die vier Länder verlangten, dass die Zulassung "schnell und unbürokratisch" erfolge, sagte ein EU-Diplomat der Nachrichtenagentur AFP. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA will nach bisherigem Stand am 29. Januar über den Astrazeneca-Impstoff entscheiden.

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January 20, 2021 11:22 ET (16:22 GMT)