DAVOS (dpa-AFX) - Im Kampf gegen den Klimawandel und die Abholzung des Regenwaldes im Amazonasgebiet muss sich nach Einschätzung von Wissenschaftlern und Aktivisten die wirtschaftliche Nutzung der Region ändern. "Wir brauchen eine Bio-Wirtschaft, die das traditionelle Wissen der Ureinwohner mit moderner Technik und Wissenschaft verbindet", sagte der brasilianische Wissenschaftler Carlos Nobre am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Als Beispiel nannte er die Nutzung von Açaí-Beeren, deren Anbau im Amazonasgebiet eine lange Tradition habe und zehnmal profitabler sei als Rinderzucht.

Massive Abholzung und Brandrodung vor allem in Brasilien hatten im vergangenen Jahr international für Empörung gesorgt. Brasiliens rechter Präsident Jair Bolsonaro verbat sich eine Einmischung aus dem Ausland und bestand auf das Recht seines Landes, das Amazonasgebiet wirtschaftlich zu nutzen. Er sieht den Regenwald vor allem als wirtschaftliches Potenzial und will mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Kritiker werfen ihm vor, Holzfäller und Farmer zur Landnahme zu ermutigen.

Das Amazonasgebiet sei für den Anbau von Soja oder die Rinderzucht gar nicht geeignet, weil die Nährstoffschicht des Bodens sehr dünn sei, sagte der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltaktivist Al Gore in Davos. Vielmehr sollte das Potenzial der großen Biodiversität der Region beispielsweise für Medizinprodukte genutzt werden.

"Der Kampf gegen die Armut ist entscheidend für den Schutz des Regenwaldes", sagte die britische Verhaltensforscherin und Naturschützerin Jane Goodall. "Die Ureinwohner wissen natürlich, dass der Boden nicht sehr ergiebig ist. Aber wenn sie keine anderen Möglichkeiten haben, fällen sie eben immer wieder Bäume und legen immer neue Felder an."/dde/DP/stw