Paris/München (Reuters) - Die Fusionspläne für die beiden französischen Fernsehkonzerne TF1 und M6 sind an der Börse gut angekommen.

Die Papiere des deutschen M6-Großaktionärs RTL legten am Dienstag in Frankfurt um 3,5 Prozent zu. TF1, unter deren Dach M6 schlüpfen soll, sprangen an der Pariser Börse um mehr als sieben Prozent nach oben. Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe sagte, die geplante Fusion sei "ein erster großer Schritt in der Umsetzung unserer Strategie, nationale Media Champions in unseren europäischen Märkten zu schaffen". Damit wollen sich die althergebrachten Fernsehsender gegen die erstarkende Konkurrenz von Streaming-Anbietern wie Netflix behaupten. RTL will dabei in Frankreich aber nur noch eine Nebenrolle spielen.

RTL und der französische Mischkonzern Bouygues, der TF1 beherrscht, hatten am Montagabend exklusive Verhandlungen über eine Fusion der beiden Sendergruppen angekündigt, um ein neues Schwergewicht im Fernseh- und im Video-Streaming-Markt in Frankreich aufzubauen. Die RTL Group nutzt das zu einem Teilausstieg bei M6, an dem fusionierten Unternehmen hält sie nur noch 16 statt 48 Prozent: Elf Prozent verkauft RTL für 641 Millionen Euro an Bouygues, den Rest tauscht Rabe in TF1-Anteile. Bouygues wird so mit 30 Prozent der mit Abstand größte Anteilseigner des neuen Konzerns, der einen neuen Namen bekommen soll.

"Von der Größe her ist das neue Unternehmen zwar ein Zwerg im Vergleich mit den anderen (Streaming-)Konzernen, aber es hat schon eine nennenswerte Größe", erklärte Analyst Ian Whittaker. An der Börse sind die beiden Fusionspartner zusammen fast vier Milliarden Euro wert. Die französischen Kartellwächter dürften den Zusammenschluss extrem kritisch prüfen. Rabe hatte bereits im März "erhebliche regulatorische Hürden" eingeräumt. Immerhin vereinigen die neun Sender von TF1 und M6 mehr als 75 Prozent der Fernseh-Werbeeinnahmen in Frankreich auf sich. Doch sind die Werbeerlöse nach Berechnungen der Analysten von Kepler Cheuvreux binnen zwei Jahren um ein Viertel gesunken, weil mehr Zuschauer zu Netflix & Co. abwandern. Der Anteil von M6 und TF1 am gesamten Werbekuchen liegt bei etwa 20 Prozent.

Deshalb setzt auch RTL-Chef Rabe darauf, dass die Behörden die Marktmacht der großen Internetkonzerne und Streamingdienste wie Google, Facebook und Netflix berücksichtigen, wenn es um die Beurteilung der Fusionspläne geht. Die Chefin der französischen Kartellbehörde, Isabelle de Silva, hatte zuletzt schon eine neue Sicht auf die Dinge angedeutet. Mindestens zwei Sender müssen TF1 und M6 nach dem Gesetz aber ohnehin abgeben, weil ein Anbieter maximal sieben Programme ausstrahlen darf. Der besonders regulierte Hauptsender M6 soll in einer eigenständigen börsennotierten Gesellschaft erhalten bleiben, RTL würde aber seinen 48-Prozent-Anteil daran an die neue Gruppe abgeben.

Zusammen wären TF1 und M6 2020 den Angaben zufolge auf einen Umsatz von rund 3,4 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 461 Millionen Euro gekommen. RTL und Bouygues versprechen sich von der Fusion Einsparungen, die den operativen Gewinn innerhalb von drei Jahren um 250 bis 350 Millionen Euro aufbessern sollen. Führen soll das fusionierte Unternehmen M6-Chef Nicolas de Tavernost. Bis der Zusammenschluss wirksam wird, könne es bis Ende 2022 dauern, teilte RTL mit.