Washington (Reuters) - In den USA sind Preise und Löhne der US-Notenbank Fed zufolge zuletzt deutlich gestiegen, während die Konjunkturerholung etwas an Schwung verloren hat.

Die Wirtschaft sei im September und Anfang Oktober in einem mäßigen bis moderaten Tempo gewachsen, teilte die Fed am Mittwoch mit. In dem Konjunkturbericht "Beige Book", der auf Wirtschaftskontakten aus den verschiedenen Regionen der USA fußt, wies die Fed darauf hin, dass Lieferengpässe und ein Mangel an Arbeitskräften für Preisdruck sorgten. Unternehmen falle es schwer, ihre Belegschaft trotz höherer Löhne bei der Stange zu halten.

Der Konjunkturausblick für die nähere Zukunft bleibe insgesamt positiv, erklärte die Fed weiter. Allerdings sei der Optimismus in machen Regionen inzwischen etwas verhaltener als zuvor. Im Zeitraum Anfang Juli bis August hatte die Fed der US-Wirtschaft noch ein moderates Wachstumstempo attestiert.

Beherrschendes Thema für viele Unternehmen, mit denen die Fed-Ableger in ihren Bezirken Kontakt hatte, war der Zentralbank zufolge zuletzt der Druck durch steigende Preise und Löhne. So berichtete die Fed von Cleveland, fast 60 Prozent der Unternehmen hätten ihre Löhne und Gehälter erhöht. Doch selbst das reiche oft nicht aus. Ein Autohändler habe erklärt, dass Lieferengpässe seine Personalpläne durchkreuzten: "Wenn man nichts zu verkaufen hat, ist es schwer, Mitarbeiter zu halten."

NACHFRAGE BRUMMT - FIRMEN GEBEN KOSTEN AN KUNDEN WEITER

"Viele Firmen haben die Verkaufspreise erhöht, was auf eine größere Möglichkeit hindeutet, angesichts der großen Nachfrage höhere Kosten an Kunden weiterzugeben", schrieb die Fed. Ein Möbelhändler berichtete der Fed in Philadelphia, er habe seine Verkaufspreise seit Februar 2021 um mehr als 30 Prozent gesteigert, um höhere Liefer- und Materialkosten zu kompensieren.

Der ohnehin starke Preisauftrieb in den USA hat sich im September überraschend beschleunigt. Waren und Dienstleistungen kosteten 5,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Fed erachtet den Inflationsanstieg als vorübergehend, auch wenn nach ihrer Einschätzung Materialengpässe und Lieferkettenprobleme bis ins nächste Jahr hinein zu spüren sein dürften.

Die Fed wird voraussichtlich ab Mitte November ihre umfangreichen Konjunkturhilfen nach und nach zurückfahren. Sie kauft derzeit monatlich Anleihen im Volumen von 120 Milliarden Dollar am Markt auf. Fed-Chef Jerome Powell hat signalisiert, das Volumen zu verringern, wenn sich weitere Fortschritte bei Arbeitslosigkeit und Preisstabilität einstellten. Die Erholung am US-Arbeitsmarkt von der Corona-Krise war im September allerdings ins Stocken geraten, da das Stellenplus mit 194.000 relativ niedrig ausfiel. Noch immer fehlen dem Arbeitsmarkt 4,97 Millionen Jobs zum Vorkrisenniveau.