Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Industrievertreter haben am Dienstag eine cloudbasierte "Automotive Alliance" vorgestellt, die den Datenaustausch der Automobilbranche erleichtern soll. Sie ist die erste konkrete Anwendung der europäischen Cloud Gaia-X, die Europa unabhängiger von internationalen Plattformen machen soll.

Diese neue Allianz, die auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung vorgestellt wurde, soll ein offenes und skalierbares Netzwerk schaffen, um einen sicheren und unternehmensübergreifenden Datenaustausch in der Fahrzeugindustrie zu ermöglichen. Der Verbund steht der europäischen Fahrzeugindustrie und ihren Partnern offen und soll vor allem auch kleine und mittelgroße Unternehmen einbinden.

An der Automotive Alliance arbeiten die Unternehmen BMW, Deutsche Telekom, Robert Bosch, SAP, Siemens und ZF Friedrichshafen, so das Wirtschaftsministerium. Sie wird von der Regierung mit Mitteln des Konjunkturpakets unterstützt. Mit diesem Verbund sollen die Datenökonomie für die Branche und ihre mittelständischen Zulieferunternehmen genutzt werden.


   Altmaier lobt Allianz als "großartige Nachricht" 

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zeigt sich überzeugt, dass gerade die Fahrzeugbranche großen Nutzen aus Gaia-X ziehen und als erste große Anwenderbranche mit ihrer neuen Allianz vorangehen könne.

"Das war eine wirklich großartige Nachricht, auf die ich mich schon seit Tagen gefreut habe. Denn es zeigt, dass wir Fahrt aufnehmen", so Altmaier bei der Vorstellung des Projekts. Die gesamte Automobilbranche stehe vor einem enormen Umbruch, weil sich so unglaublich viel im Bereich der Automobilherstellung, Zulieferung, aber auch im Bereich der modernen Mobilität insgesamt verändere.

Es gehe darum, die Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten in der Branche zu beschleunigen. Dabei könne die Automotive Alliance den Sektor "enorm voranbringen" und helfen, so Altmaier. "Es wird nur gehen, wenn wir uns vernetzen. Es wird nur funktionieren, wenn wir die Potentiale der Digitalisierung heben."


   BMW will mit Allianz neuen Industriestandard setzen 

BMW-Chef Oliver Zipse sagte auf dem Digital-Gipfel, dass in Deutschland und Europa gerade die Elektromobilität hochgefahren werde und der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) eine große Rolle spiele. Hier habe der Austausch von Daten innerhalb der Branche eine zentrale Bedeutung und die Automotive Alliance könnte einen neuen Industriestandard setzen.

"Eine der größten Co2-Emittenten ist natürlich das Auto selber. Aber auch die Supply Chain für die Herstellung von Batteriezellen ist enorm CO2-aufwendig. Den Nachweis zu führen, dass wir hier immer besser werden in den ganzen Wertschöpfungsketten - da ist die Vernetzung über viele Stufen der Supply Chain extrem wichtig", so Zipse. "Dazu wollen wir die Automotive Alliance unter dem Deckmantel der Gaia-X nutzen, neu gründen. Wir haben jetzt ganz ganz starke Spieler dabei, weil wir hier, glaube ich, deutschlandweit, aber europaweit und sogar mit einer globalen Beteiligung einen neuen Industriestandard setzen können - genauso, wie wir das ja bei Industrie 4.0 gemacht haben."


   SAP als digitales Postamt 

SAP-Chef Christian Klein betonte, dass es bei der Allianz auch um das Qualitätsmanagement gehe, das für alle Teilnehmer des Verbunds enorme Wachstums- und auch Produktionspotentiale biete. Sein Unternehmen fungiere in der Allianz als ein "offenes, digitales Postamt", so Klein.

"Die Automotive Alliance wird einen Plattform-Standard setzten für den sicheren Datenaustausch und dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Wir als SAP unterstützen dabei gerne, weil bereits heute 75 Prozent der weltweiten Transaktionen in der Automobilindustrie über unsere SAP-Lösungen gehen. Sprich, viele dieser Daten sind bereits heute in einer SAP-Anwendung", so Klein auf dem Digital-Gipfel. "Gemeinsam wollen wir den Mittelstand gewinnen, um ein echtes Netzwerk zu schaffen."

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December 01, 2020 08:34 ET (13:34 GMT)