Im Jahr 2021 entfielen 55% der deutschen Gasimporte auf Russland. Obwohl diese Zahl im ersten Quartal 2022 auf 40 % gesunken ist, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck erklärt, dass Deutschland nicht vor Mitte 2024 völlig unabhängig von russischen Lieferungen sein wird.

WO LIEGT DAS PROBLEM?

Moskau erklärte letzte Woche, es werde bis zum 31. März einen Mechanismus ausarbeiten, nach dem so genannte "unfreundliche" Länder - also diejenigen, die wegen des Einmarsches Russlands in der Ukraine mit Sanktionen belegt wurden - für Gas in Rubel zahlen müssen. Dazu gehören auch Deutschland, das industrielle Kraftzentrum Europas, und andere europäische Verbündete.

Die meisten zahlen jetzt in Euro oder Dollar.

Habeck, der als Minister für die Energiesicherheit Deutschlands zuständig ist, hat die Forderung Russlands zurückgewiesen und erklärt, die Verträge würden zu den derzeitigen Bedingungen eingehalten.

Auf eine Frage zu den jüngsten Plänen Russlands antwortete Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: "Keine Zahlung - kein Gas."

Russlands größte deutsche Kunden sind Uniper, RWE und EnBWs VNG, die alle langfristige Gaslieferverträge haben. Sie haben sich nicht zu Fragen über individuelle Vorbereitungen auf eine Unterbrechung geäußert.

WAS PASSIERT, WENN DIE VERSORGUNG UNTERBROCHEN WIRD ODER AUSFÄLLT?

Der deutsche Energieversorgerverband BDEW hat die Regierung aufgefordert, einen nationalen Notfallplan zu erstellen, um auf Unterbrechungen der russischen Gaslieferungen vorbereitet zu sein.

Berlin verfügt bereits über einen "Notfallplan Gas", der drei Krisenstufen für den Fall eines solchen Ereignisses vorsieht.

Die erste Stufe ist die Frühwarnung, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich ein Versorgungsnotstand entwickelt. Die zweite ist die Alarmstufe, wenn eine Versorgungsunterbrechung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage das übliche Gleichgewicht stört, aber noch ohne Eingreifen korrigiert werden kann.

Die dritte Stufe ist der Notfall, wenn marktbasierte Maßnahmen nicht ausreichen, um Engpässe zu beheben. In diesem Stadium muss die deutsche Netzregulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur, darüber entscheiden, wie die verbleibenden Gasvorräte im Land verteilt werden sollen.

Bislang haben die Behörden noch nicht angedeutet, dass eines dieser Niveaus erreicht worden ist.

WER IST ZUERST BETROFFEN?

Wenn Deutschland nicht genug Gas bekommt, wird die Industrie als erstes betroffen sein. Auf sie entfällt ein Viertel des deutschen Gasbedarfs.

"Das bedeutet, dass die Industrieproduktion und die Lieferketten unterbrochen werden", sagte Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des deutschen Energiekonzerns E.ON, gegenüber der ARD. "Wir sprechen hier sicherlich von sehr großen Schäden."

Privathaushalte haben Vorrang vor der Industrie, während Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere öffentliche Einrichtungen mit besonderen Bedürfnissen als letzte von einer Unterbrechung betroffen wären.