BERLIN (dpa-AFX) - Mit Programmen für die Schaffung fruchtbarer Böden lässt sich nach Ansicht einer Expertin eine weitere Ausbreitung von Wüstengebieten deutlich eindämmen. Zugleich könnten landwirtschaftliche Erträge gesteigert und Arbeitsplätze geschaffen werden, sagte die Diplomgeografin Juliane Wiesenhütter von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zum Weltwüstentag. Die Vereinten Nationen haben den 17. Juni zum Tag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre erklärt. "Die Degradierung von Böden ist Realität und nimmt immer noch weltweit zu. Jedes Jahr geht ungefähr eine Fläche an fruchtbaren Böden verloren so groß wie ein Drittel Deutschlands", sagte Wiesenhütter der Deutschen Presse-Agentur.

Vorwiegend sei das Folge falscher Nutzung. "Wüstenbildung ist vor allem menschengemacht. Dazu zählen vor allem unangepasste Anbaumethoden in der Landwirtschaft, Überweidung, auch das Abholzen von Bäumen oder Wäldern und auch übermäßige Bewässerung in der Landwirtschaft", sagte sie. Der Klimawandel verschärfe die Lage. "Steigende Temperaturen bewirken etwas in der Landschaft und auch in den Böden." Um langfristig Ernten zu sichern, müsse das Land nachhaltig bewirtschaftet werden, auch angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung.

Die GIZ und das Bundesentwicklungsministerium unterstützen in Afrika Projekte für den Bodenschutz mit dem Einsatz von Kompost und Viehdung, um die Humusanreicherung zu fördern. Zudem werden intelligente Fruchtfolgen beim Anbau unterstützt. Zu den Programmen gehört auch das Einbringen von Bäumen und Sträuchern, sogenannte agroforstwirtschaftliche Maßnahmen, oder der Bau von Gräben und Trockensteinmauern.

In Äthiopien wurden nach GIZ-Angaben fast 70 000 Hektar Ackerland geschützt oder wieder hergestellt. Getreideerträge konnten verdoppelt und in einigen Regionen sogar verdreifacht werden. Als Teil der Sonderinitiative "Eine Welt ohne Hunger" werden in sieben Partnerländern Deutschlands insgesamt 350 000 Hektar - etwa die Fläche von Mallorca - nun nachhaltig bewirtschaftet oder auch wiederhergestellt. "Da ist durchschnittlich eine Erhöhung der Ernteerträge von 45 Prozent zu sehen. Das ist relativ viel. In einigen Regionen ist es sogar verdreifacht", sagte Wiesenhütter.

Auch in Deutschland sei es nötig, sorgsamer mit den Böden umzugehen. Das Konsumverhalten der Verbraucher wirke sich zudem über die Grenzen aus. "Wir verbrauchen ja nicht nur Boden im eigenen Land, sondern eben auch in anderen Ländern. Das wird Land-Fußabdruck genannt, und der ist ziemlich hoch im Durchschnitt in Deutschland. Etwa 40 Prozent unseres Flächenbedarfs liegt außerhalb Deutschlands oder auch Europas", sagte Wiesenhütter. "Bodenschutz ist auch Klimaschutz, denn Böden speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder und die Erdatmosphäre zusammen. Verlieren wir weltweit fruchtbaren Boden, verlieren wir auch einen wichtigen Kohlenstoffspeicher. Damit sitzen wir alle in einem Boot."/cn/DP/zb