Bellinzona (Reuters) - Die ehemaligen Fußball-Funktionäre Sepp Blatter und Michel Platini sind von Korruptionsvorwürfen freigesprochen worden.

Das schweizerische Bundesstrafgericht in Bellinzona schenkte in dem am Freitag verkündeten Urteil den beiden Angeklagten Glauben, die eine Zwei-Millionen-Franken-Zahlung des Weltverbandes Fifa an Platini als Lohn für eine Beratertätigkeit bezeichnet hatten. Dass es eine entsprechende Handschlagvereinbarung zwischen dem langjährigen Fifa-Präsidenten Blatter und Platini gegeben habe, sei glaubhaft, sagte Richterin Josephine Contu Albrizio. Der heute 86-jährige Blatter, der 17 Jahre an der Spitze der Fifa stand, hatte nach dem Bekanntwerden der Zahlung seinen Posten verloren, der ehemalige französische Weltstar Platini musste seine Hoffnung auf Blatters Nachfolge aufgeben.

Die schweizerische Bundesanwaltschaft hatte Blatter wegen der Zahlung Betrug, Untreue und Urkundenfälschung vorgeworfen. Bei Platini (67), der von 2007 bis 2015 an der Spitze des europäischen Fußballverbands Uefa stand, ging es um Betrug, Beihilfe zur Untreue und Urkundenfälschung. Die Ankläger hatten für beide je 20-monatige Bewährungsstrafen und die Rückzahlung von 2,23 Millionen Schweizer Franken an die Fifa gefordert. Sie wollen erst die Urteilsbegründung abwarten, ehe sie über eine Berufung entscheiden.

Die Millionenzahlung an Platini war ans Licht gekommen, als das US-Justizministerium gegen den Fußball-Weltverband Fifa wegen Geldwäsche, Betrug und Korruption ermittelte. Das Geld war 2011 geflossen, als Blatter gegen den Präsidenten des asiatischen Verbandes, Mohamed bin Hamman aus Katar, um seine Wiederwahl als Fifa-Chef kämpfte. Uefa-Präsident Platini wurde Einfluss auf die Delegierten aus Europa zugemessen. Beweise, dass mit dem Geld Einfluss auf die Wahl genommen werden sollte, gab es allerdings nicht.

"Die Wahrheit ist in diesem Prozess ans Licht gekommen", erklärte Platini nach dem Urteil. "Mein Kampf ist ein Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Ich habe ein erstes Spiel gewonnen." Nach sieben Jahren voll Lügen und Manipulationen sei ihm endlich Gerechtigkeit widerfahren. Der Franzose hatte geargwöhnt, dass die Zahlung bewusst aufgebauscht worden sei, um seine Wahl zum Fifa-Präsidenten zu verhindern. Man habe ihn von einer Legende zum "Teufel" gemacht. Nach der Durchsuchung der Fifa-Zentrale in Zürich, bei der die Dokumente 2015 auftauchten, waren Platini und Blatter von der Ethik-Kommission des Verbandes für zunächst acht, später für sechs Jahre gesperrt worden. Anstelle von Platini rückte der frühere Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino an die Spitze des Weltverbandes.

Blatter und Platini hatten sich schon vorher siegessicher gezeigt. Beim Betreten des Gerichtssaals scherzten sie und schüttelten Hände. "Ich hatte immer ein reines Gewissen", sagte ein erleichterter, aber erschöpft wirkender Blatter nach dem Urteilsspruch.

Blatter hatte Platini nach eigenen Angaben nach seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten 1998 als "technischen Berater" angeheuert. Der Franzose habe dafür eine Million Franken im Jahr gefordert, die Fifa hätte sich das damals aber nicht leisten können. Man sei daher in einem "Gentlemen's Agreement" übereingekommen, dass Platini zunächst 300.000 Franken im Jahr bekommen sollte und der Rest später fließen würde. Die Richterin sagte, dass sich Platini angesichts seines Marktwerts mit 300.000 Franken begnügt hätte, sei unplausibel. Dass er das Geld erst acht Jahre nach dem Ende seines Engagements 2002 eingefordert habe, sei dagegen glaubhaft, weil er es nicht gebraucht habe.

(Bericht von John Revill; geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)