Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wirtschaftswachstum des Euroraums hat sich im Juli etwas weniger als erwartet beschleunigt. Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - erhöhte sich in zweiter Veröffentlichung auf 60,2 (Juni: 59,5), wie aus den Daten der zweiten Veröffentlichung für den Monat hervorgeht. Das war der höchste Stand seit 15 Jahren. Volkswirte hatten jedoch eine Bestätigung der ersten Veröffentlichung von 60,6 Punkten prognostiziert. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des nicht-verarbeitenden Gewerbes stieg in zweiter Veröffentlichung auf 59,8 (58,3) Punkte. Volkswirte hatten erwartet, das IHS Markit das Ergebnis der ersten Veröffentlichung (60,4) bestätigen würde.

"Dank der kräftigen Produktionssteigerung in der Industrie und des beschleunigten Geschäftswachstums im Service-Sektor expandierte die Eurozone im Juli so stark wie seit über 15 Jahren nicht mehr", konstatierte IHS Markit. Die entscheidenden Wachstumsimpulse habe der Service-Sektor geliefert, wo die Geschäfte so gut wie zuletzt Mitte 2006 gelaufen seien. "Die Produktionssteigerungsrate in der Industrie schwächte sich zwar auf ein Fünfmonatstief ab, der entsprechende Index notiert allerdings noch immer höher als der Service-Index", so IHS Markit.

Frankreichs Service-PMI ging auf 56,8 (57,8) Punkte zurück, während Italiens auf 58,0 (56,7) Punkte stieg. Erwartet worden waren Stände von 57,0 und 58,2 Punkten. Der deutsche Sammelindex stieg in zweiter Veröffentlichung auf 62,4 (60,1) Punkte, Frankreichs sank auf 56,6 (57,4) Punkte und Italiens legte auf 58,6 (58,3) Punkte zu.

Der Inflationsdruck stabilisierte sich im Juli nahezu. Der Anstieg der Einkaufspreise beschleunigte sich gegenüber dem Vormonat nur noch minimal, er fiel allerdings so kräftig aus wie zuletzt im September 2000. Die Verkaufspreise wurden genauso stark angehoben wie zum Rekordhoch im Juni. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben zwar ausgesprochen positiv, der Optimismus schwächte sich gegenüber dem Allzeithoch im Juni jedoch auf ein Viermonatstief ab.

"Neben dem anhaltend starken Wachstum in der Industrie bedeutet die beeindruckende Stärke der Expansion des Dienstleistungssektors im Juli, dass sich das Wachstum in der Eurozone im dritten Quartal 2021 beschleunigen dürfte", kommentierte Chefvolkswirt Chris Williamson die Zahlen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/kla

(END) Dow Jones Newswires

August 04, 2021 04:25 ET (08:25 GMT)