Nach dem starken Wochenauftakt haben Europas Aktienmärkte wieder den Rückwärtsgang eingelegt.

Der Dax gab am Dienstag 0,4 Prozent nach auf 12.826 Punkte, der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 3214 Zähler. Auch in den USA kamen die Kurse unter Druck. Vor dem mit Spannung erwarteten ersten TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden wagten sich Anleger nicht aus der Deckung. Investoren erhofften sich von der Debatte Hinweise, welcher Kandidat bei der Wahl die besseren Karten haben könnte. Viele Anleger sehen in einem Sieg Bidens Chancen auf weitere fiskalische Anreize, um dem wirtschaftlichen Schaden der Pandemie entgegenzuwirken und werten ein solches Szenario positiv für Aktien.

Im Fokus der Anleger stand zudem die Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder zum weiteren Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie. Angesichts der steigenden Zahlen der Neuinfektionen habe man sich auf weitere Maßnahmen verständigt, teilte Merkel nach den Beratungen mit. So soll künftig ein Bußgeld von 50 Euro fällig werden, wenn jemand beim Besuch im Restaurant falsche persönliche Angaben macht. Zudem sollen Teilnehmerzahlen bei privaten Feiern zu Hause und im öffentlichen Raum begrenzt werden, wenn die Infektionszahlen einen bestimmten Wert überschreiten. Ziel sei es, einen neuen Shutdown auf jeden Fall zu verhindern.

ÖLPREIS UNTER DRUCK

Inzwischen sind weltweit mehr als eine Million Menschen an der durch das Coronavirus ausgelösten Erkrankung Covid-19 gestorben. Besonders stark betroffen sind die USA, Indien und Brasilien. Dies setzte auch dem Ölpreis zu. Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, verwies zudem auf Spekulationen, wonach der Iran im September bis zu 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag exportiert haben solle. "Das zusätzliche iranische Öl käme zu einem Zeitpunkt an den Markt, an dem die Nachfrage schwächelt und mit Libyen ein weiteres Land an den Ölmarkt zurückkehrt." Ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um fast vier Prozent auf 40,81 Dollar, leichtes US-Öl kostete mit 38,73 Dollar knapp fünf Prozent weniger.

Der Dollar gab vor dem TV-Duell zwischen Trump und Biden zu einem Währungskorb nach. Ein Euro notierte mit 1,1719 Dollar 0,5 Prozent fester. You-Na Park-Heger, Devisenanalystin bei der Commerzbank, geht aber nicht davon aus, dass das Duell Schwung in den Markt bringt. Entscheidend für den Dollar sei nicht die Frage, wer die Wahl gewinne, sondern vielmehr, ob "Trump im Falle einer Niederlage das Ergebnis akzeptieren wird oder ob es zu einer längeren Hängepartie kommen wird".

BERICHT ÜBER INTERESSE VON VIVENDI STÜTZT PROSIEBEN

Unter den Einzelwerten sorgte ProSiebenSat.1 mit einem Kursplus von bis zu 3,6 Prozent für Aufsehen. Einem italienischen Medienbericht zufolge könnte der Medienkonzern Vivendi einen Anteil an dem Fernsehunternehmen kaufen. Das feuere die Spekulationen in dem Wert nochmal kräftig an, sagte ein Händler. "Da Mediaset an Vivendi beteiligt ist, könnte es zu einem für die Aktionäre lukrativen Übernahmekampf kommen, so die Fantasie." Die Italiener halten direkt und indirekt etwa 24 Prozent an dem deutschen TV-Unternehmen.

In London stiegen die Aktien des Sanitärausrüsters Ferguson um sechs Prozent. Das Unternehmen profitiert von Einsparungen und einem stabilen US-Geschäft und steigerte seinen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um 4,1 Prozent. Die Experten von JP Morgan gehen davon aus, dass Ferguson kurzfristig zugute kommt, dass in der Pandemie viele Menschen ihre Häuser und Wohnungen renovierten.