Gestützt auf eine festere Wall Street ging es für den deutschen Leitindex Dax um 0,3 Prozent nach oben auf 13.255 Punkte, der EuroStoxx50 legte ähnlich stark zu. Für Gesprächsstoff sorgte ein erneuter Kurssturz bei der Leasingfirma Grenke, gegen die der britische Investor Fraser Perring Vorwürfe wie Bilanzfälschung und Geldwäsche erhebt.

Im Mittelpunkt stand allerdings die nach Handelsschluss in Europa erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed). Da ein Schrauben an den Leitzinsen auszuschließen sei, richteten Investoren ihre Aufmerksamkeit auf Signale zu einer möglichen weiteren Lockerung der Geldpolitik, sagte Analyst Tapas Strickland von der National Australia Bank. "Am Markt herrscht die Einschätzung, dass der US-Kongress unwillig oder unfähig ist, sich auf neue Konjunkturhilfen zu einigen und dass die Notenbank diese Lücke füllen muss."

Konkrete Schritte werde Fed-Chef Jerome Powell wohl nicht verkünden, prognostizierte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Impulse könnten seine Aussagen aber dennoch liefern. "Die Anleger wollen wissen, was der jüngste Strategieschwenk der Fed zu bedeuten hat."

HURRIKAN "SALLY" TREIBT ÖLPREIS AN - GRENKE STÜRZT WEITER AB

Wegen möglicher Förderausfälle im Golf von Mexiko deckten sich Investoren mit Rohöl ein. "Derzeit erwarten wir durch den Wirbelsturm 'Sally' Einbußen von drei bis sechs Millionen Barrel in den kommenden elf Tagen", schrieben die Analysten von Brokerhaus Rystad. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich daraufhin um mehr als dreieinhalb Prozent auf 41,95 Dollar je Barrel (159 Liter).

Am deutschen Aktienmarkt sorgten Grenke-Titel mit einem Sturz von 40 Prozent und damit dem zweiten Rekord-Tagesverlust in Folge für Aufsehen. Zu einem Preis von 26,70 Euro waren sie so billig wie zuletzt vor knapp sechs Jahren. Zwar weist die Leasingfirma die Betrugsvorwürfe des Börsenspekulanten Fraser Perring zurück und erklärte, dass ein Großteil der angeblich fehlenden Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro bei der Bundesbank liege. "Bei Investoren überwiegt aber die Angst, nach dem Wirecard-Skandal erneut auf eine kuriose Buchhaltung hereinzufallen", sagte ein Börsianer. Niemand wolle sich dem Vorwurf aussetzen, an der Aktie festgehalten zu haben, obwohl die Anschuldigungen überall in den Zeitungen gestanden hätten.

ZARA-MUTTER UND BRENNTAG ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN

In Madrid stiegen die Titel von Inditex dagegen um gut acht Prozent. Der Mutter-Konzern des Modehändlers Zara kehrte trotz eines 31-prozentigen Umsatzeinbruchs im Quartal in die Gewinnzone zurück. Der strikte Sparkurs sei beeindruckend, lobte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Im Windschatten von Inditex legten die Papiere des Rivalen Hennes & Mauritz (H&M) in Stockholm rund anderthalb Prozent zu.

Die Aktien von Brenntag kletterten um 3,6 Prozent, nachdem der deutsche Chemikalienhändler trotz Corona-Krise für das Gesamtjahr einen stabilen operativen Gewinn in Aussicht gestellt hatte. Wichtiger sei jedoch, dass sich die Auftragslage so weit stabilisiert habe, dass die Firma überhaupt wieder einen Ausblick geben könne, sagte ein Börsianer.

Ein gelungenes Börsendebüt legte der britische Online-Händler The Hut Group in London hin. Die Aktien des Amazon-Rivalen stiegen um 25 Prozent auf 629,74 Pence.