Der Dax zog am Mittwoch 0,4 Prozent auf 14.418 Punkte an, der EuroStoxx50 notierte 0,6 Prozent höher bei 3958 Zählern. "Die Zahlen zum Verbraucherpreisindex in der Eurozone haben sich verbessert, und das ist sicherlich Musik in den Ohren der Anleger", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Erstmals seit Monaten ist die Inflationsrate in der Euro-Zone gesunken. Binnen Jahresfrist kletterten die Verbraucherpreise im November um 10,0 Prozent und blieben damit unter den Vorhersagen. Noch im Oktober hatte die Teuerung bei 10,6 Prozent gelegen. Für die Europäische Zentralbank sei die Inflationsrate eine wegweisende Zahl für den nächsten Zinsentscheid, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Mit einer ersten positiven Inflationstendenz dürften die Riesenschritte von 75 Basispunkten der Vergangenheit angehören."

ANLEIHEN UNTER DRUCK - EURO IM AUFWIND

Vor diesem Hintergrund trennten sich Anleger im Euro-Raum von Staatsanleihen. Im Gegenzug zog die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen auf bis zu 1,973 Prozent von 1,913 Prozent am Vortag an. Gefragt war dagegen der Euro, der in der Spitze um 0,5 Prozent auf 1,0381 Dollar zulegte.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab um bis zu 0,5 Prozent auf 106,34 Punkte nach. Damit hat die US-Währung im November rund 4,3 Prozent Wert verloren und den stärksten Einbruch innerhalb eines Monats seit Juni 2010 erlitten. Anleger setzen darauf, dass auch in den USA die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und die US-Notenbank Fed bei ihrem Zinserhöhungszyklus vom Gas geht. Im Blick haben Börsianer daher die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Abend zu den Aussichten der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarkts.

COVID-POLITIK IN CHINA IM FOKUS

Positiv werteten Investoren zudem die Lockerungstendenzen bei den strengen Corona-Restriktionen in der Volksrepublik. Nach Protesten und Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurden etwa in der südchinesische Stadt Guangzhou die Vorschriften gelockert. So kündigten die Behörden unter anderem an, dass enge Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nicht mehr in Notunterkünfte müssten, sondern zu Hause in Quarantäne gehen könnten. "Trotz des Anstiegs der Fälle und der jüngsten Proteste hat China seinen Covid-Ansatz nicht verschärft und fährt fort, seine Politik zu verfeinern, was für Investoren ermutigend ist", konstatierte Redmond Wong, Marktstratege bei Saxo Markets.

Die aufgehellten Aussichten ließen den Ölpreis steigen. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI zogen jeweils mehr als zwei Prozent auf 85,01 Dollar und 79,97 Dollar pro Barrel an. Die Preise wurden auch durch sinkende US-Rohölvorräte gestützt.

Bei den Einzelwerten gehörten Luxusaktien zu den größten Gewinnern. So legte etwa Hermes in Paris mehr als zwei Prozent zu. Auch Tech- und Automobilwerte verbuchten Kursgewinne. Bergbauwerte machten anfängliche Verluste wieder wett und legten knapp ein Prozent zu. "Der Optimismus über die Wiedereröffnung Chinas beginnt sich langsam durchzusetzen", sagte Giles Coghlan, Analyst beim Broker HYCM.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)