Aus Furcht vor Verzögerungen bei der Erholung der Weltwirtschaft haben Anleger am Mittwoch Engagements an den europäischen Aktienmärkten gescheut.

"Angesichts der negativen Schlagzeilen und steigenden Corona-Zahlen bleibt es für die Aktienmärkte schwierig, für eine Fortsetzung der Erholungsrally den nötigen Schwung zu gewinnen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Der Dax fiel ebenso wie der EuroStoxx50 um ein Prozent und ging mit 12.494 Punkten aus dem Handel. An der Wall Street ging es hingegen aufwärts, Anleger griffen erneut bei Technologietiteln zu.

Gleichzeitig blieb Gold gefragt. Die "Antikrisen-Währung" übersprang erstmals seit knapp neun Jahren die wichtige Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und stieg um ein Prozent auf 1811 Dollar. "Die Fed ist besorgt, dass das Virus den US-Konsum belastet", sagte Rohstoff-Experte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus. "Damit ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Stützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken gestiegen." Dazu zählten auch Zinssenkungen, von denen das auch als Inflationsschutz dienende Gold üblicherweise profitiere. In den vergangenen drei Monaten sind die Edelmetall-Bestände börsennotierter Goldfonds (ETFs) um knapp 30 Prozent auf aktuell mehr als 2400 Tonnen gestiegen. Das ist die stärkste Rally seit zehn Jahren.

STREIT USA/CHINA UM HONGKONG GEHT WEITER

Als weiteren Grund für die Attraktivität von "sicheren Häfen" nannte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge denkt die Regierung in Washington darüber nach, wegen des Streits um das Sicherheitsgesetz für Hongkong den dortigen Instituten den Zugang zur US-Währung zu beschneiden.

In London schickte diese Nachricht das britisch-chinesische Geldhaus HSBC auf Talfahrt. Die Aktien des vor gut 150 Jahren in Hongkong gegründeten Instituts fielen um 3,1 Prozent. Die Titel der ebenfalls stark in Asien engagierten Bank Standard Chartered verloren gut anderthalb Prozent.

FÜHRUNGSWECHSEL BEI TRATON

Bei den deutschen Unternehmen stand Traton im Rampenlicht, nachdem sich der Lkw-Bauer überraschend von Firmenchef Andreas Renschler getrennt hatte. Traton-Titel gaben 2,6 Prozent nach, die Aktien des Mutterkonzerns Volkswagen büßten 1,8 Prozent ein.

In Stockholm stiegen die Titel der "AEG"-Mutter Electrolux um 2,2 Prozent. Der operative Quartalsverlust des Haushaltsgeräte-Herstellers von umgerechnet 9,6 Millionen Euro sei deutlich geringer ausgefallen als befürchtet und deute auf eine strenge Kostenkontrolle hin, lobten die Analysten der Bank JPMorgan.