Frankfurt (Reuters) - Die europäischen Börsen haben trotz wieder aufgeflammter Zinssorgen an der Wall Street ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt.

Der Dax schloss am Mittwoch 0,8 Prozent höher auf 15.506,34 Punkten und lag damit über der wichtigen charttechnischen Hürde von 15.500 Zählern. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, gewann 1,1 Prozent auf 4284 Zähler. "Steigende Zinsen hin und her - der Deutsche Aktienindex ließ sich auch heute nicht von seinem Weg nach oben abbringen", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Starke Bilanzen von Firmen wie LVMH und Ahold Delhaize stützten die Indizes zur Wochenmitte.

Europäische Aktien seien nach den starken Kursverlusten im vergangenen Jahr eine attraktive Anlagemöglichkeit für Investoren auf beiden Seiten des Atlantiks, sagte David Russell vom Online-Broker TradeStation. Schwelende Zinssorgen verhinderten allerdings größere Kursgewinne. Es herrsche Ratlosigkeit am Markt, wie die Zentralbanken wohl auf den überraschend moderaten Rückgang der Inflationsrate in den USA reagieren werden, sagte Frank Sohlleder, Marktanalyst beim Handelshaus ActivTrades.

Überraschend kräftige Umsatz-Zuwächse bei den US-Einzelhändlern heizten zudem die Zinssorgen an der Wall Street weiter an.

ÖL UND GOLD NACH ZAHLEN UNTER DRUCK - DOLLAR LEGT ZU

Die Zinssorgen der Anleger wirkten sich auf den Gold- und Ölpreis aus. Gold verbilligte sich zeitweise um 1,3 Prozent auf 1831 Dollar je Feinunze. Damit war das Edelmetall so preiswert wie seit Anfang Januar nicht mehr.

Beim Öl sorgte außerdem eine Entscheidung der US-Regierung, weitere strategische Ölreserven freizugeben, für zusätzliche Verluste. Die Sorte Brent aus der Nordsee und das US-Leichtöl WTI verloren je rund zwei Prozent auf 84,09 und 77,46 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Im Gegenzug konnte die US-Währung von den Zinsängsten profitieren. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,7 Prozent auf 103,94 Punkte.

Eine stärker als erwartet zurückgegangene Teuerungsrate in Großbritannien nahm indes Börsianern zufolge Handlungsdruck von der Bank of England. Das Pfund Sterling verlor wegen schwindender Zinssorgen 1,2 Prozent auf 1,2024 Dollar.

LUFTHANSA ERHOLEN SICH NACH IT-PANNE - BARCLAYS STÜRZT AB

Bevorstehende Streiks an mehreren deutschen Flughäfen und IT-Probleme brockten den Papieren von Deutsche Lufthansa Kursverluste von bis zu 2,5 Prozent ein. Zum Börsenschluss drehte die Aktie wieder ins Plus. Auch die Systeme konnten wieder hochgefahren werden.

Im britischen Bankensektor verdarb ein Gewinnrückgang von Barclays den Anlegern die Laune. Die Papiere verloren an der Londoner Börse knapp acht Prozent. Eine Strafzahlung in den USA und schwache Geschäfte im Investmentbanking haben den Gewinn der britischen Großbank im vergangenen Jahr gedrückt.

Im Konsumsektor konnten hingegen Carrefour und Ahold Delhaize punkten, deren Aktien je um rund acht Prozent stiegen. Die Supermarktketten aus Frankreich und den Niederlanden überzeugten mit ihrem Wachstum und einem optimistischen Ausblick.

Im Luxussektor standen die Aktien von Kering an der Pariser Börse 3,5 Prozent höher. Trotz eines mauen Weihnachtsgeschäftes infolge der Corona-Maßnahmen in China erzielte der Gucci-Mutterkonzern im vergangenen Jahr Rekordeinnahmen.

(Bericht von Nette Nöstlinger und Anika Ross; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)