Frankfut (Reuters) - Im Vorfeld erwarteter Hinweise auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank Fed halten europäische Anleger die Füße Still.

Der Dax lag am Dienstag 0,4 Prozent tiefer bei 15.289 Punkten; sein europäisches Pendant EuroStoxx50 notierte 0,2 Prozent fester bei 4198 Zählern. Auch die wichtigsten US-Futures waren kaum verändert. Angesichts wieder aufgeflammter Zinssorgen richten sich alle Augen den Fed-Chef Jerome Powell - auch wenn dieser erst eine Stunde nach Börsenschluss in Deutschland ans Mikrofon treten wird. Aus den Worten Powells wollen die Anleger heraushören, ob die Fed wegen des robusten Arbeitsmarkts ihren nächsten Zinsschritt erneut auf 50 Basispunkten heraufschrauben wolle, sagte Jürgen Molnar, vom Brokerhaus RoboMarkets.

Angesichts der abflauenden Inflation hatte die Fed nach einer Serie relativ großer Zinsschritte den Leitzins zuletzt nur noch um einen Viertel-Prozentpunkt erhöht. Allerdings hatte Powell vergangene Woche bekräftigt, dass fortlaufende Zinsanhebungen angemessen seien, um die Inflation zur Zielmarke von zwei Prozent zurückzubewegen. Überraschend starke US-Job-Daten heizten zuletzt die Zinssorgen erneut an.

"VORLÄUFER DER REZESSION"

Auf die Stimmung drückten auch schwache Konjunkturzahlen. Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion am Ende des vergangenen Jahres überraschend stark gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Dezember zusammen 3,1 Prozent weniger her als im Vormonat, Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 0,7 Prozent gerechnet. "Es sind Ausläufer der vielbeschworenen Rezession", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

An den Rohstoffmärkten trieb unterdessen die Furcht vor einem knapperen Angebot nach der Schließung eines wichtigen Exportterminals wegen des schweren Erdbebens in der Türkei den Ölpreis an. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich jeweils um rund ein Prozent auf 81,75 Dollar und 75,01 Dollar pro Barrel. Preistreiber war auch die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage in China.

Unterdessen ging es auch an der Istanbuler Börse weiter bergab. Der Index Bist-100 brach um mehr als sechs Prozent ein, nachdem er am Montag bereits fünf Prozent eingebüßt hatte. Wegen der hohen Kursverluste wurde der Handel zeitweise unterbrochen. Hintergrund ist das schwere Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze mit bislang mehr als 5000 Todesopfern.

EUROPAS GRÖßTE LABORKETTE SYNLAB AUF TALFAHRT

Im freien Fall befanden sich die Titel von Europas größter Laborkette Synlab, die in der Spitze um 25 Prozent einbrachen. Anleger nahmen angesichts der düsteren Aussichten nach dem durch die Corona-Pandemie getriebenen Boom Reißaus. Auch der Chiphersteller Nordic Semiconductor setzte seine Aktien mit einem Minus von über 18 Prozent auf Talfahrt. Hintergrund sind unter den Markterwartung gebliebene Zahlen sowie eine Senkung der Umsatzprognose.

Dagegen jubelten die BP-Aktionäre über einen Rekordgewinn dank der nach oben geschossenen Energiepreise und eine höhere Dividende. Die Titel des britischen Energiekonzerns verteuerten sich in London um bis zu 6,2 Prozent und erreichten damit ein Drei-Jahres-Hoch. "Die Ergebnisse sind wirklich großartig", sagte Neil Wilson, Analyst vom Online-Broker Markets.com.

(Bericht von Nette Nöstlinger und Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)