Frankfurt (Reuters) - Vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten haben sich die europäischen Anleger mit Aktienkäufen zum Wochenschluss lieber zurückgehalten.

Investoren erhofften sich von den Zahlen Hinweise auf den weiteren Kurs der US-Geldpolitik. Viel weniger Jobs als die vorausgesagten knapp 900.000 Stellen wären auf den ersten Blick zwar eine Enttäuschung, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Sie würden aber auch bedeuten, dass die Notenbank eine Entscheidung über den wenn überhaupt nur sehr langsamen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik noch einmal weiter nach hinten verschiebt."

Der Dax notierte mit 15.762 Punkten am Freitag nur minimal im Plus. Der breit gefasste Stoxx600 beendete seine jüngste Rekordjagd vorerst und lag mit 469,97 Zählern knapp unter seiner Bestmarke von 470,23 Punkten. Der Dollar-Index, der den Kurs des Greenback zu wichtigen Währungen widerspiegelt, kletterte im Vorfeld der US-Daten mit 92,40 Stellen auf den höchsten Stand seit einer Woche. Der Euro fiel um 0,2 Prozent auf 1,1805 Dollar zurück.

WANN FÄHRT DIE FED IHRE HILFEN HERUNTER?

Die Debatte über ein Herunterfahren der geldpolitischen Konjunkturhilfen in der US-Notenbank hat zuletzt an Fahrt gewonnen. Viele US-Notenbanker äußerten sich zuversichtlich zur Konjunkturentwicklung in den USA. Die Fed will ihre Geldspritzen im Umfang von 120 Milliarden Dollar pro Monat so lange fortsetzen, bis spürbare weitere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind.

Unter den Einzelwerten im Dax sorgten vor allem Firmenbilanzen für Bewegung. An der Spitze des Leitindex standen die Aktien der Allianz mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 199,30 Euro. Europas größter Versicherungskonzern steckt die Folgen der Unwetterkatastrophen in Europa offenbar locker weg und peilt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn an.

Im MDax sorgte die Aussicht auf eine schwächere operative Marge bei HelloFresh-Anlegern für Verdruss. Die Aktien des Kochboxversenders rutschten um bis zu 8,7 Prozent auf 71,24 Euro ab und markierten damit den tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Auch bei Auto1 machten die Margen-Ziele den Investoren zu schaffen. Die Titel des Online-Autohändlers verloren mehr als drei Prozent. Infolge von Marketingausgaben und "anhaltend hohen" Investitionen in das operative Geschäft der Marke Autohero soll die bereinigte Ebitda-Marge für das Gesamtjahr bei minus 2,5 bis minus drei Prozent liegen.

RTL NACH REKORDERGEBNIS IM AUFWIND

Zugegriffen haben die Anleger nach einem Rekordergebnis bei RTL. Die im SDax notierten Aktien schossen um mehr als sechs Prozent auf 50,15 Euro in die Höhe. Der Konzern kündigte zudem an, dass die Sendergruppe in Deutschland und das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr zusammengelegt werden.

In England ermunterte eine erfreuliche Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr die Investoren, bei der Londoner Börse zuzugreifen. Die London Stock Exchange Group (LSE) konnte den Betriebsgewinn dank des Booms bei Börsengängen und des florierenden Wertpapierhandels auf 1,17 Milliarden Pfund (rund 1,4 Milliarden Euro) mehr als verdoppeln. Die Aktien gewannen mehr als fünf Prozent.