Berlin (Reuters) - Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im August so stark angehoben wie seit annähernd 47 Jahren nicht mehr.

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen um 12,0 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Ein größeres Plus gab es zuletzt im Dezember 1974, als die Preise wegen der ersten Ölkrise sogar um 12,4 Prozent gestiegen waren. Ökonomen hatten lediglich mit 11,4 Prozent gerechnet, nachdem die Steigerungsrate im Juli noch 10,4 Prozent betragen hatte. Neben Energie verteuerten sich vor allem Vorprodukte wie Holz und Stahl.

Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise. In der Statistik werden die Preise ab Fabrik geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Die Inflationsrate liegt mit 3,9 Prozent aktuell bereits so hoch wie seit 1993 nicht mehr. "Folglich dürfte auch die Teuerungsrate auf der Verbraucherebene in den kommenden Monaten weiter zulegen", schlussfolgerte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen aus der kräftigen Teuerung auf Erzeugerebene. "In den kommenden Monaten dürfte diese zumindest eine vier, vielleicht sogar eine fünf vor dem Komma haben."

VERSORGUNGSENGPÄSSE DÜRFTEN SICH 2022 AUFLÖSEN

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Erzeugerpreise war im vergangenen Monat die Entwicklung bei Energie. Sie verteuerte sich um durchschnittlich 24,0 Prozent. Vorleistungsgüter wurden 17,1 Prozent teurer. Nadelschnittholz kostete dabei 124 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Sekundärrohstoffe (+104 Prozent). Für Verpackungsmittel aus Holz (+89,4 Prozent) und Betonstahl in Stäben (+87,2 Prozent) wurde ebenfalls erheblich mehr verlangt.

"Wir gehen davon aus, dass die aktuellen Versorgungsengpässe im Laufe des kommenden Jahres nach und nach überwunden werden und sich deshalb auch der Preisauftrieb bei den Vorprodukten merklich abschwächen wird", sagte Solveen. Eine nachhaltig deutlich stärkere Teuerung dürfte es erst geben, wenn auch die Löhne merklich anziehen. "Und hierfür gibt es bisher keine Anzeichen", sagte der Experte.