Amsterdam/Berlin (Reuters) - Die Europäische Union ist mit ihren beiden ersten Anleihen zur Finanzierung der Corona-Hilfen auf ein Rekord-Interesse bei Investoren gestoßen.

Die Papiere mit einem Volumen von zusammen 17 Milliarden Euro wurden von Anlegern mit 233 Milliarden Euro nachgefragt, wie aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Dokument der mit der Platzierung beauftragten Banken hervorgeht. Eine fast 14-fache Überzeichnung einer Anleiheemission hat es in der EU bislang noch nicht gegeben. Die "Social Bonds" gelten ähnlich wie die deutsche Bundesanleihen als krisensicher, werfen für Investoren aber eine höhere Rendite ab, was das enorme Interesse der Anleger erklärt.

Mit der Emission der beiden Anleihen mit Laufzeiten von zehn und 20 Jahren hat die EU-Kommission bereits mehr als die Hälfte der 30 Milliarden Euro sicher, die sie in diesem Jahr einnehmen will. "Dies ist ein starkes Signal, dass sie ihre Emissionen ohne große Schwierigkeiten aufstocken kann", sagte Antoine Bouvet, leitender Zinsstratege bei der Bank ING. Mit den Einnahmen wird das sogenannte Sure-Programm der EU finanziert: Es soll in der Corona-Pandemie Jobs retten und Massenarbeitslosigkeit verhindern.

Um das dafür notwendige Geld aufzubringen, sollen insgesamt 100 Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Als Absicherung sollen Garantien von EU-Staaten dienen. Die Brüsseler Behörde kann angesichts der höchsten Bonitätsnote "AAA" günstig an frisches Geld kommen und dieses dann zu guten Konditionen an Mitgliedstaaten weiterleiten, die ein schlechteres Rating besitzen und deshalb höhere Zinsen zahlen müssen.

"Der Auftritt der EU-Kommission ist aber auch wegen der bereits absehbaren weiteren Emissionen ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Staatsanleihenmarktes", hieß es in einer Analyse des Fondsanbieters DWS. "Denn die EU-Kommission dürfte sich bis zum Jahr 2026 mit einem möglichen Anleihevolumen von bis zu 850 Milliarden Euro zu einem gewichtigen Spieler am Kapitalmarkt entwickeln." Die EU-Staaten hatten sich bei ihrem Krisengipfel im Juli auf einen Wiederaufbaufonds geeinigt, um den von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Ländern wie Italien und Spanien zu helfen.