Frankfurt (Reuters) - Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor zeigen aus Sicht des EZB-Chefbankenaufsehers Andrea Enria die Notwendigkeit einer starken Aufsicht.

"Ich möchte noch einmal betonen, dass stärker risikoorientiert zu sein nicht bedeutet, dass wir uns weniger einmischen", sagte Enria am Dienstag auf einer Konferenz in Frankfurt. Im Gegenteil, die Aufsicht lege immer mehr Wert auf eine strukturierte Eskalation, sollten die Fortschritte von Banken hinter klar festgelegten Zeitplänen zurückbleiben. Ein Beispiel sei das Geschäft mit Krediten an hochverschuldeten Unternehmen (Leveraged Finance). Dort sei die Aufsicht gegen einen gefährlichen Anstieg der Risiken und die Selbstzufriedenheit einiger Banken vorgegangen.

"Wir sind auch bereit, unsere Interventionen in anderen Bereichen zu verstärken, in denen wir eine anhaltende Trägheit in der Reaktion der Banken feststellen," sagte Enria. Dabei werde die Aufsicht die gesamte Palette der zur Verfügung stehenden Durchsetzungs- und Sanktionsmaßnahmen nutzen. Die EZB überwacht die großen Banken im Euro-Raum. Aktuell sind das 111 Institute, darunter in Deutschland die Deutsche Bank und die Commerzbank. Auch beim Thema Risikodaten und Berichterstattung seien Banken, die hier angemessen unterwegs sind, immer noch die Ausnahme. "Und das, obwohl der Druck der Aufsichtsbehörden in den letzten Jahren stark zugenommen hat und eine große Zahl von Feststellungen getroffen wurde."

Der oberste Bankenaufseher der EZB äußerte sich auch zum jüngsten Kursbeben bei der Deutschen Bank. Zum Wochenausklang waren die Titel von Deutschlands größtem Geldhaus zeitweise um 15 Prozent abgestürzt. "Was mir wirklich Sorgen machte war das Ausmaß an Nervosität, dass ich im Markt gesehen habe und unter den Investoren," sagte Enria. Es gebe Märkte, wie die für einzelne Kreditausfallversicherungen CDS, die sehr illiquide und wenig transparent seien. "An diesen Märkten sollten wir mehr Transparenz haben", sagte Enria. Wenn es hier ein zentrales Clearing statt eines undurchsichtigen außerbörslichen (OTC) Handels geben würde, wäre das ein Fortschritt.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)