Frankfurt (Reuters) - Im Tarifstreit der Metallindustrie strebt die Gewerkschaft IG Metall einen Pilotabschluss am Donnerstag in der fünften Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg an.

Der Vorstand der Gewerkschaft gab am Montagabend grünes Licht für einen neuen Anlauf auf eine Einigung, mit der eine Eskalation der seit zwei Wochen laufenden Warnstreiks verhindert werden könnte. "Die Arbeitgeber müssen sich jetzt bewegen", erklärte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. "Das werden sie nur tun, wenn wir den Druck aufrechterhalten. Deshalb rufen wir auch in dieser Woche wieder bundesweit zu Warnstreiks auf."

Der Bezirksleiter der IGM Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, hatte nach ergebnislosen Gesprächen vergangene Woche mit dem Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Harald Marquardt, ausgelotet, ob eine Annäherung möglich ist. Der Bezirk mit vielen großen und kleineren Unternehmen der Autoindustrie erzielte in der Vergangenheit schon häufig einen Pilotabschluss, der bundesweit übernommen wurde. "Sollten die Verhandlungen am Donnerstag erneut ergebnislos verlaufen, wird der Vorstand der IG Metall umgehend über das weitere Vorgehen beraten", hieß es von der Zentrale weiter. Die Gewerkschaft hat bereits erklärt, in dem Fall nicht lange zu zögern mit 24-Stunden-Streiks oder wenn notwendig mit einem unbefristeten Ausstand.

Die IG Metall hat mit Warnstreiks von Hunderttausenden Beschäftigten bundesweit Druck gemacht für ihre Forderung nach acht Prozent mehr Lohn für die 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche. Die Arbeitgeber boten bislang eine pauschale Erhöhung um 3000 Euro netto bei einer Laufzeit von 30 Monaten an. Für ein prozentuales, dauerhaftes Lohnplus verlangen die Arbeitgeber Zugeständnisse der Gewerkschaft bei der Laufzeit. Die IGM beharrt bislang auf zwölf Monate.

Beide Seiten argumentieren mit der hohen Inflation und der drohenden Wirtschaftskrise. Die Gewerkschaft will den Kaufkraftverlust der Beschäftigten auffangen, um den Konsum zu stärken. Sie hält ein kräftiges Lohnplus für finanzierbar, da viele Unternehmen gut verdienten und volle Auftragsbücher hätten. Die Arbeitgeber blocken das ab, weil viele kleinere Betriebe unter dem dann noch stärker steigenden Kostendruck einbrechen könnten.

(Bericht von Ilona Wissenbach; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)