Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) unternimmt weitere Schritte in Richtung einer "grüneren" Geldpolitik.

Mit einem neuen Zentrum für Klimawandel will sie ihre unterschiedlichen Expertisen und Arbeitsstränge zu diesem Thema effizienter zusammenbringen, wie Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Montag auf einer Konferenz in Frankfurt ankündigte. "Das Zentrum für Klimawandel stellt die Struktur bereit, die wir brauchen, um das Thema mit der Dringlichkeit und Entschlossenheit anzugehen, die es erfordert", sagte sie.

Unter der ehemaligen IWF-Chefin, die seit November 2019 an der EZB-Spitze steht, haben sich die Währungshüter auf die Fahnen geschrieben, die Bekämpfung des Klimawandels stärker in den Blick zu nehmen. Die EZB kündigte am Montag zudem an, sie werde in einen neuen Fonds für grüne Euro-Anleihen (EUR BISIP G2) investieren, den die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für Zentralbanken auflegt hat. Der Fonds soll sich in erneuerbare Energien, Energieeffizienz-Projekte und in andere umweltfreundliche Vorhaben engagieren.

Die BIZ hatte bereits im September 2019 einen ersten Fonds für grüne Anleihen aufgelegt - allerdings damals in US-Dollar. Zusammen mit dem auf Euro lautenden neuen Fonds würden Wertpapiere im Volumen von rund zwei Milliarden Dollar für Zentralbanken verwaltet, teilte die BIZ nun mit. Die Erwartung sei, dass die Fonds erheblich wachsen werden.

Laut einer Studie des Verbandes Climate Bonds Initiative (CBI) erreichte 2020 die weltweite Emission grüner Anleihen mit einem Volumen von 269,5 Milliarden Dollar ein Rekordniveau. Größter Markt waren 2020 die USA mit einem Gesamtvolumen von 51,1 Milliarden Dollar, gefolgt von Deutschland mit 40,2 und Frankreich mit 32,1 Milliarden Dollar.

KLIMA WICHTIGES THEMA BEIM EZB-STRATEGIECHECK

Die Frage einer "grüneren" Geldpolitik spielt auch eine große Rolle bei der laufenden Strategieüberprüfung der EZB, der ersten seit 2003. Dabei geht es auch konkret darum, ob die EZB im Rahmen ihrer Anleihenkaufprogramme Klimagesichtspunkte stärker beachten sollte. Europa-Abgeordnete fordern das schon länger.

Unter den Währungshütern gibt es aber unterschiedliche Ansichten. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bekräftigte am Montag seine Warnung, die EZB solle nicht für die Politik einspringen und aktive Klimapolitik betreiben. "So verlockend diese Idee klingen mag, es obliegt nicht den unabhängigen Zentralbanken, politische Entscheidungen zu korrigieren oder zu ersetzen," sagte er. Notenbanken sei Unabhängigkeit gewährt worden, weil unabhängige Notenbanken am besten in der Lage seien, für stabile Preise zu sorgen. Eine aktive Rolle in der Klimapolitik könne diese Unabhängigkeit untergraben und die Fähigkeit gefährden, Preisstabilität zu sichern.

EZB-Direktor Fabio Panetta sprach sich unterdessen am Montag dafür aus, die EZB solle mit dem Klimawandel zusammenhängende Finanzrisiken stärker berücksichtigen. Aus seiner Sicht könnte die EZB mit einer eigenen Analyse dieser Gefahren dazu beitragen, dass solche Risiken künftig angemessener bewertet werden. Das betreffe beispielsweise die Sicherheiten, die Banken stellen müssen, um Zentralbankkredite zu erhalten.