Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank sieht angesichts der Corona-Pandemie und der Folgen für die Wirtschaft Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems im Euro-Raum.

Zwar sorgten die massiven wirtschaftspolitischen Hilfsmaßnahmen für Unterstützung, so dass auf kurze Sicht die Risiken eingedämmt blieben, erklärte die EZB am Mittwoch in ihrem halbjährigen Finanzstabilitätsbericht. Aber ein vorschnelles Ende der Hilfen wie staatliche Kreditgarantien und Darlehensmoratorien könnte Firmen und Haushalte unter Druck setzen. Mit einer wieder ansteigenden Risikobereitschaft insbesondere bei Investmentfonds sowie überzogenen Preisen von manchen Vermögenswerten steige zudem die Gefahr von Kurskorrekturen.

"Es ist zu erwarten, dass die Ertragskraft der Banken schwach bleibt", warnte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Kreditverluste würden wegen der Hilfsprogramme der Regierungen voraussichtlich mit einiger Verzögerung anfallen. Insgesamt nimmt laut EZB die Verwundbarkeit von Banken und Unternehmen im Zuge der Krise mittelfristig zu. De Guindos zufolge sind zwar staatliche Hilfsmaßnahmen gegenwärtig wesentlich. "Aber sie sollten zielgerichtet bleiben auf eine pandemie-bezogene wirtschaftliche Unterstützung und vermeiden, mittelfristig Sorgen hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit auszulösen," sagte er. Im bisherigen Jahresverlauf haben Euro-Staaten laut Notenbank bereits mehr als eine Billion Euro an Schulden aufgenommen, um Hilfsprogramme zu finanzieren.

Zudem treiben Anzeichen für überzogene Wohnimmobilienpreise die Notenbank um. Im ersten Halbjahr seien die Häuserpreise im Euro-Raum um fünf Prozent gestiegen. Ob die Preise standhielten hänge zum großen Teil davon ab, wie stark die Arbeitslosigkeit in der Krise zunehme und in welchem Umfang die Haushaltseinkommen bei einer Rücknahme der staatlichen Hilfen sinken. Die größten Preis-Übertreibungen sieht die EZB derzeit in Luxemburg. Die Niederlande weisen dagegen die höchste Verschuldung der Haushalte auf.