Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die wirtschaftlichen Aussichten des Euroraums sind nach Einschätzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin unsicher. Die Wirtschaftslage insgesamt dürfte sich 2021 verbessern, hinsichtlich der kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten herrsche jedoch nach wie vor Unsicherheit, heißt es in der von EZB-Präsidentin Christine Lagarde verlesenen geldpolitischen Erklärung. Vor diesem Hintergrund müsse die EZB für günstige Finanzierungsbedingungen sorgen, um so die Konjunktur und die mittelfristigen Inflationsaussichten zu stützen.

Lagarde wies darauf hin, dass die Finanzierungsbedingungen zuletzt im Großen und Ganzen stabil geblieben seien, dass es diesbezüglich aber weiterhin Risiken gebe. Die erhöhte Unsicherheit bezieht sich nach Lagardes Worten vor allem auf die Entwicklung der Pandemie und den Fortschritt der Impfkampagnen. Zwar unterstützen die Erholung der globalen Nachfrage und zusätzliche finanzpolitische Maßnahmen die Konjunktur, doch werde die Konjunktur auf kurze Sicht durch anhaltend hohe Ansteckungsraten mit dem Coronavirus, die Ausbreitung von Virusmutationen und die damit verbundene Verlängerung und Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen belastet.

Konjunkturindikatoren, Umfragedaten und Hochfrequenzindikatoren deuteten auf einen möglichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal hin, zugleich aber auf einen Anstieg im zweiten Quartal. Kurzfristig seien die Risiken abwärts gerichtet, mittelfristig ausgeglichener. Lagarde sagte weiter, die Inflation sei in jüngster Zeit zwar gestiegen, dies aber vor allem aufgrund besonderer und vorübergehender Faktoren. Der unterliegende Inflationsdruck sei aber schwach. Er dürfte im laufenden Jahr etwas zunehmen.

Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet die Leitzinsen und die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert gelassen. Bestätigt wurde auch das im März für das zweite Quartal beschlossene erhöhte Tempo der Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP.

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April 22, 2021 08:49 ET (12:49 GMT)