FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer Eigenschaft als Bankaufseherin zum Ende des dritten Quartals die während der Corona-Krise gegebene Empfehlung an Banken aufgehoben, keine Dividenden zu zahlen. "Stattdessen wird die Aufsicht die Kapital- und Ausschüttungspläne der einzelnen Banken im Rahmen des regelmäßigen Aufsichtsprozesses bewerten", heißt es in einer EZB-Mitteilung.

Die EZB begründete ihre Entscheidung damit, dass die jüngsten gesamtwirtschaftlichen Projektionen eine Wiederbelebung der Konjunktur bestätigten und auf eine geringere Unsicherheit hindeuteten. Aussagen zur Kapitalentwicklung der Banken würden dadurch verlässlicher.

EZB-Bankenaufsichtschef Andrea Enria hatte eine solche Entscheidung bereits Anfang des Monats in Aussicht gestellt - unter dem Vorbehalt, dass es "zu keinen nachteiligen Entwicklungen" komme.

Die EZB hatte das "Ausschüttungsverbot" verhängt, weil sie befürchtete, dass die Banken in der Krise nicht über genug Eigenkapital verfügen würden, um die Kreditvergabe an die Realwirtschaft aufrecht zu erhalten. Allerdings kann die EZB derartige Maßnahmen nur gegen einzelne Institute, nicht pauschal verhängen. Deshalb blieb es bei einer Empfehlung, die jedoch weithin befolgt wurde. Die Empfehlung galt auch für Aktienrückkäufe.

Die Bankenaufsicht fordert die Banken aber nach wie vor auf, bei der Entscheidung über Dividendenzahlungen und auch Aktienrückkäufe weiterhin Zurückhaltung walten lassen "und die Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells sorgfältig prüfen". Das Risiko, dass zusätzliche Verluste sich später, wenn die Unterstützungsmaßnahmen auslaufen, in der Kapitalentwicklung niederschlagen könnten, sollte nicht unterschätzt werden.

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July 23, 2021 12:20 ET (16:20 GMT)