Frankfurt (Reuters) - Die EZB muss ihren Zinsanhebungskurs laut Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und Irlands Notenbank-Chef Gabriel Makhlouf womöglich auch nach dem März fortsetzen.

Für Februar und März habe sie angekündigt, die Zinsen kräftig anzuheben, sagte Nagel dem "Spiegel" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. "Danach werden wir uns anschauen, wo die Inflationsrate im Frühjahr steht und wie die Prognose unserer Fachleute dann aussieht", führte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. "Ich wäre nicht überrascht, wenn wir auch nach den beiden angekündigten Schritten die Leitzinsen weiter erhöhen müssen." Makhlouf äußerte sich ähnlich.

Die EZB hat seit Juli 2022 im Kampf gegen den massiven Preisschub schon viermal die Schlüsselzinsen nach oben gesetzt. Zuletzt hob sie im Dezember die Sätze um 0,50 Prozentpunkte an. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Finanzinstitute für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 2,0 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte nach dem Zinsbeschluss mehrere weitere Zinserhöhungen im Volumen von jeweils einem halben Prozentpunkt in Aussicht. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 2. Februar, das darauffolgende Zinstreffen ist für den 16. März geplant.

"Wir liegen beim derzeit wichtigsten Leitzins gegenwärtig erst bei zwei Prozent", sagte Nagel weiter. Und die Inflation sei ebenso wie die Kerninflation immer noch sehr hoch. Die Teuerungsrate sank im Euro-Raum zuletzt zwar auf 9,2 Prozent im Dezember von 10,1 Prozent im November. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie-, Lebensmittel-, Alkohol- und Tabak-Preise herausgerechnet sind, erhöhte sich dagegen auf 5,2 von 5,0 Prozent. Er sehe beim Preisausblick immer noch das Risiko, dass die Inflation höher als erwartet ausfallen könne, sagte Nagel. "Man muss aufpassen, jetzt nicht zu früh den Abgesang auf die hohe Inflation anzustimmen." Die EZB strebt eine Teuerungsrate von lediglich zwei Prozent für die Wirtschaft im Euro-Raum an.

Auch aus Sicht von Irlands Notenbank-Gouverneur Makhlouf wäre es nicht überraschend, wenn die EZB ihren Kurs der Zinserhöhungen nach dem ersten Quartal weiterverfolgen würde, wie er am Mittwoch in einem Ausschuss des irischen Parlaments sagte. Zum Treffen am 2. Februar sagte er: "Wir müssen die Zinssätze auf unserer Sitzung in der nächsten Woche weiter anheben - indem wir einen ähnlichen Schritt wie bei unseren Beschlüssen im Dezember machen." Auch im März müssten die Sätze angehoben werden. "Obwohl unsere zukünftigen geldpolitischen Entscheidungen angesichts der vorherrschenden Unsicherheit weiterhin datenabhängig sein müssen", fügte er hinzu.

Makhlouf zufolge sollten die Zinssätze in einem stetigen Tempo deutlich steigen. So werde ein Niveau zu erreicht, das ausreichend restriktiv sei, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen EZB-Ziel von zwei Prozent sicherzustellen, sagte er. Ein Zinsniveau gilt bei Volkswirten dann als restriktiv, wenn es die Wirtschaftsaktivitäten dämpft.

(Bericht von Frank Siebelt, Padraic Halpin; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)