Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Corona-Krise hat nach Aussage von Andreas Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), zu mehr Zusammenschlüssen im Bankensektor geführt. "In der Tat hat die Pandemie zu einer Konsolidierung geführt, wie sie seit 2008 nicht mehr zu beobachten war, mit Transaktionen im Wert von mehr als 300 Milliarden Euro", sagte Enria laut veröffentlichtem Redetext bei einer Konferenz von Bank of America Merrill Lynch.

Einige dieser Transaktionen, zum Beispiel in Italien, Spanien und Slowenien, hätten den Konzentrationsgrad der jeweiligen nationalen Bankenmärkte beträchtlich erhöht und dürften den beteiligten Unternehmen in den kommenden Jahren Verbesserungen bei der Kosteneffizienz ermöglichen. Die positiven Effekte zeigten sich jedoch häufig erst nach zwei oder mehr Jahren.

Enria verwies außerdem auf andere, gezielte Anpassungen der Geschäftsbereiche durch Banken. "Einige Akteure erwerben oder veräußern einzelne Geschäftsbereiche oder Fintech-Infrastrukturen oder gründen Joint Ventures mit anderen europäischen Wettbewerbern in bestimmten Geschäftsbereichen", sagte er. Diese und ähnliche gezieltere Konsolidierungen seien nicht weniger wichtig als vollwertige Fusionen und Übernahmen von Banken.

"Außerdem finden diese gezielten Konsolidierungen häufiger als vollwertige Fusionen und Übernahmen von Banken grenzüberschreitend statt und tragen so zu einer wichtigen Dimension der Finanzintegration in Europa bei", sagte Enria.

Zugleich wies der Bankenaufseher jedoch auf die im Durchschnitt weiter schwache Profitabilität der europäischen Banken hin, die bis 2022 ein Schwerpunktthema der Bankenaufsicht bleiben werde.

Enria kündigte an, dass die EZB nach der Aufhebung des Dividendenverbots die Ausschüttungspraktiken der Banken im Auge behalten werde. Da, wo diese Ausschüttungen nicht mit einer umsichtigen Kapitalplanung übereinstimmten oder regulatorischen Forderungen verletzt zu werden drohten, werde die EZB einschreiten.

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September 22, 2021 08:38 ET (12:38 GMT)