Washington/Berlin (Reuters) - Nach der Pleite der Krypto-Börse FTX wird der Ruf nach einer Regulierung des Cyber-Sektors lauter.

Nach Ansicht von EZB-Direktor Fabio Panetta hat es sich beim Versprechen von leicht verdientem Geld in der Kryptowelt um eine Blase gehandelt, die zum Platzen verdammt war. Daher sei es nun auf globaler Ebene dringend nötig, eine Regulierung einzuführen, um die Verbraucher vor den Risiken von Krypto-Werten zu schützen. "Es hat sich herausgestellt, dass Kryptowerte kein Geld sind. Einige sind nur eine neue Form des Glücksspiels", sagte der Italiener am Mittwoch in London. Der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, sieht dies ähnlich kritisch. Er bezeichnete Krypto-Vermittler als "Krypto-Casinos".

Das Geschäftsmodell von Intermediären bestehe derzeit darin, der Öffentlichkeit eine Zinsrendite in Krypto anzubieten und dann möglicherweise gegen ihre Kunden zu handeln, sagte Gensler im Interview mit Yahoo Finance. Unternehmer in diesem Bereich versuchten, das Gesetz zu umgehen - sei es, dass sie sich im Ausland niederließen oder ausländische Akteure bedienten: "Aber wenn sie US-Märkte erschließen, müssen sie die Vorschriften einhalten", betonte Gensler. Er signalisierte, dass die Luft für windige Akteure in den USA dünner und die Aufsicht aktiver werde. Die SEC, die für die Kontrolle des Wertpapierhandels zuständig ist, habe die notwendige Autorität dafür. Allerdings könne sie mehr Ressourcen gebrauchen, sagte Gensler.

Laut EZB-Direktor Panetta gilt es, Mindestanforderungen für das Risikomanagement und die Unternehmensführung der Krypto-Akteure festzulegen. Krypto-Werte sollten zudem gemäß ihrer sozialen Kosten besteuert werden, forderte Panetta in seiner Rede an der London Business School.

Bereits vor dem Warnruf der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Bank of England jüngst Alarm geschlagen. Deren Vizechef Jon Cunliffe sagte, der Fall FTX mache klar, dass Aufseher schnell für eine schärfere Kontrolle sorgen müssten.[L8N32H2J3] Die Kryptobörse FTX und ihre Tochtergesellschaften hatten am 11. November im US-Bundesstaat Delaware Konkurs angemeldet, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden Dollar massenhaft Gelder abgezogen hatten. Von der spektakulären Pleite sollen etwa eine Million Kunden betroffen sein.

(Bericht von Reinhard Becker, Kanishka Singh, Mitarbeit Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)