BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Europäische Union und der südamerikanische Staat Chile bauen ihre Handelsbeziehungen aus. Durch ein erweitertes Rahmenabkommen, das am Freitag beschlossen wurde, rechnet die EU-Kommission in den kommenden fünf Jahren mit mehr Exporten im Wert von bis zu 4,5 Milliarden Euro. Künftig seien 99,9 Prozent der EU-Ausfuhren nach Chile zollfrei, teilte die Behörde mit. Einzige Ausnahme sei Zucker.

Der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK) begrüßte den neuen Schritt. "Für die international eng vernetzte deutsche Wirtschaft ist der Abschluss des EU-Chile-Handelsabkommens ein wichtiges Signal gegen den weltweit zunehmendem Protektionismus", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die EU solle darauf hinarbeiten, Märkte in der Region weiter für Unternehmen zu öffnen.

Zudem erhofft sich die EU durch das Abkommen einen besseren Zugang zu Rohstoffen wie Lithium. Das Element wird unter anderem für die Batterieproduktion benötigt und gilt als wichtig, um etwa klimafreundliche Mobilität voranzubringen.

EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis betonte darüber hinaus, dass man bei Chile den Willen sehe, ehrgeizige Ziele im Bereich Nachhaltigkeit zu verfolgen. In dem Abkommen ist den Angaben zufolge festgehalten, dass man gemeinsame Werte wie Menschenrechte und nachhaltigen Handel in den Mittelpunkt der gemeinsamen Beziehungen stellt.

Dombrovskis sagte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur und anderen Medien, dass man auch von der neuen Regierung in Brasilien hoffnungsvollere Signale für tiefere Handelsbeziehungen bekomme als von der Vorgängerregierung. Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) liegt derzeit auf Eis. Es besteht die Hoffnung, dass durch den jüngsten Regierungswechsel in Brasilien Bewegung in die Verhandlungen kommt.

Die EU und Chile haben bereits 2002 ein Assoziierungsabkommen beschlossen, das auch ein Handelsabkommen beinhaltet. Der Warenhandel zwischen der EU und Chile nahm zwischen 2002 und 2021 nach Kommissionsangaben um 163 Prozent zu./mjm/DP/mis