Die Einigung der EU-Staaten auf ein billionenschweres Finanzpaket im Kampf gegen die Corona-Krise sorgt an Europas Börsen für Feierlaune.

Gefragt waren nicht nur Aktien, sondern auch die Staatsanleihen von Italien, Spanien, Griechenland und Portugal. Die südeuropäischen Länder werden den größten Anteil der Finanzhilfen erhalten, auf das sich die EU-Mitglieder nach einem zähen Verhandlungs-Marathon am Dienstagmorgen geeinigt haben. "Das ist ein historischer Moment, ohne den die Zukunft der Gemeinschaftswährung und die Union selbst in Gefahr gewesen wären", sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades.

Der Dax legte ein Prozent auf 13.171,83 Punkte zu, nachdem er erst zum Wochenanfang die 13.000er Marke übersprungen hatte. Er war zeitweise nur noch etwa drei Prozent von seinem Allzeithoch vom Februar entfernt. Der EuroStoxx50 ging 0,5 Prozent fester bei 3.405,38 Zählern aus dem Handel. "Sie wussten, sie mussten liefern, und sie haben geliefert", kommentierte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt den Kompromiss der EU-Staats- und Regierungschefs auf einen Wiederaufbaufonds und den mehrjährigen Haushaltsrahmen der Europäischen Union. Das größte Finanzpaket in der EU-Geschichte soll durch einen neuen Aufbaufonds mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro besonders von der Corona-Krise betroffenen EU-Staaten wieder auf die Beine helfen. 390 Milliarden Euro werden davon als Zuschüsse gezahlt.

GOLD SO TEUER WIE SEIT 2011 NICHT - ÖLPREIS LEGT ZU

Der Goldpreis stieg um bis zu 1,4 Prozent auf 1841,01 Dollar je Feinunze (31 Gramm) und damit auf den höchsten Stand seit September 2011. "Anleger kaufen das Metall in Erwartung einer steigenden Inflation", sagte Alexander Zumpfe, Händler beim Goldhandelshaus Heraeus. Neben dem EU-Paket spielten dabei in den USA geplante Konjunkturhilfen eine Rolle. "Die Märkte werden also mit Liquidität geflutet, was mittelfristig für einen Anstieg der Inflation sorgen könnte."

Auch die Öl-Preise legten zu. Ein Barrel der Sorte Brent aus der Nordsee zog zeitweise 3,7 Prozent auf 44,89 Dollar an. US-Leichtöl WTI notierte mit 42,40 Dollar je Barrel ebenfalls auf einem Niveau, das zuletzt Anfang März erreicht worden war. Neben dem EU-Paket spielten dabei Hoffnungen auf einen Corona-Impfstoff eine Rolle: Die Universität Oxford hält es für möglich, dass der zusammen mit dem Pharmakonzern AstraZeneca entwickelte Impfstoff bis Jahresende bereitstehen könnte. Am Montag hatten die Forscher ermutigende Ergebnisse zu ersten Studien veröffentlicht.

BAYER IM PLUS

Bei den Einzelwerten im Dax konnten die Bayer-Aktien zeitweise bis zu 2,1 Prozent zulegen und gingen 0,3 Prozent fester aus dem Handel. Zwar verlor der Pharma- und Chemiekonzern das erste Berufungsverfahren in den USA um den angeblich krebserregenden Unkrautvernichter Glyphosat. Allerdings reduzierte das Gericht in Kalifornien den Schadenersatz im sogenannten Johnson-Fall um fast drei Viertel auf 20,5 Millionen Dollar.

Die Papiere der Deutschen Bank gaben dagegen 4,3 Prozent nach. Die Coronakrise konnte dem Geldhaus zwar weniger anhaben als befürchtet, die Bank baute einen Kapitalpuffer auf. Nachdem viele Konkurrenten besser als erwartet abgeschnitten hätten, hätten Anleger bei der Deutschen Bank aber mehr erwartet, sagte Stefan de Schutter, Händler beim Handelshaus Alpha. Außerdem sei die Aktie zuletzt sehr gut gelaufen, so dass es zu Gewinnmitnahmen komme.