Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


Uniper bringt Kraftwerk Irsching 3 ab Februar wieder in den Markt 

Das mit leichtem Heizöl betriebene Kraftwerk Irsching 3 des Versorgers Uniper in Bayern wird vor seiner endgültigen Stilllegung Ende 2023 noch einmal in den Markt zurückkehren. Ab Februar werde das Kraftwerk mit 415 Megawatt Leistung wieder aktiviert, überwiegend als Back-up für das Uniper-Portfolio, um eventuelle kritische Situationen im Netz im Falle von Gasknappheit zu vermeiden, wie der Versorger mitteilte.


Katar: Lieferung nur geringer Gas-Mengen liegt an Deutschland 

Nach Angaben von Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabie liegt es an Deutschland, dass sein Land keine größere Gas-Mengen liefert. "Wie Sie wissen, gibt es kein Terminal in Deutschland. Ein neues wird gerade gebaut", sagte er der Bild-Zeitung. Schneller könne Katar nicht helfen. "Wir haben bereits zugesagt, dass wir keine Mengen aus Europa abziehen werden. Mehr können wir nicht tun." Er wies zudem die Kritik von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an der Fußball-WM in seinem Land als "unverantwortlich" zurück. Bei seinem Katar-Besuch im Frühjahr habe Habeck weder die Kritik an der Fußball-WM noch die am Umgang Katars mit Minderheiten zur Sprache gebracht. "Als er hier in Katar war, war das einzige, worüber er gesprochen hat, ob wir mehr Gas liefern können." Katar habe mit Vertretern von deutschen Unternehmen schon vor sieben Jahren versucht, Gas nach Deutschland zu bringen. Doch die Pläne für den Bau von LNG-Terminals seien damals am "grünen Druck" gescheitert, so der Minister. Jetzt habe Deutschland "eine 180-Grad-Wende hingelegt wegen der Ereignisse in der Ukraine. Und deshalb sind wir in der Situation, in der wir uns heute befinden."


Merz pocht auf endgültige Entscheidungen zu Preisbremsen 

Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) hat konkrete Festlegungen zu den geplanten Energiepreisbremsen verlangt. "Wir sehen leider von der Ampel immer noch keine endgültigen Entscheidungen im Hinblick auf die Abwicklung der Energiepreisbremsen bei Gas und Strom", sagte Merz. Dies werde zunehmend ein Problem für Haushalte und Unternehmen. Merz forderte "Lösungen, die jetzt noch in diesem Jahr 2022 und auch zu Beginn des Jahres 2023 helfen". Sonst drohe ein Verlust von Arbeitsplätzen. Die ersten Unternehmen gingen bereits in die Kurzarbeit. "Wir haben jetzt Winter, und wir haben immer noch keine konkreten Entscheidungen außer der einen, dass für den Dezember die Vorauszahlungen sozusagen gestundet werden", beklagte der CDU-Vorsitzende. "Die Koalition muss liefern."


BDEW: Gasliefervertrag mit Katar erhöht Versorgungssicherheit 

Die Energiewirtschaft sieht in dem Gasliefervertrag mit Katar einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Der Vertrag zur Lieferung von LNG ab 2026 werde rund 6 Prozent der russischen Gaslieferungen aus dem Jahr 2021 ersetzen. Die vereinbarte Menge von jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) entspricht laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2,8 Milliarden Kubikmetern und damit rund einem Drittel der Kapazität des 2026 fertiggestellten stationären LNG-Terminal in Brunsbüttel. "Bereits heute sorgen LNG-Lieferungen dafür, dass sich die Lage am Gasmarkt beruhigt hat. Jedes zusätzliche Angebot erhöht die Versorgungssicherheit. Langfristige Lieferverträge stabilisieren das Gesamtsystem", erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Gleichzeitig sei die vereinbarte Laufzeit über 15 Jahre vereinbar mit den deutschen Klimazielen. Dennoch bleibe ein schneller Wasserstoff-Hochlauf wichtiger und dringender denn je.


Habeck: Politische Gespräche in Katar waren nur Rahmengespräche 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat zu der angekündigten Lieferung von Flüssigerdgas (LNG) von Katar nach Deutschland keine konkrete Bewertung abgegeben. "Die politischen Gespräche waren immer nur Rahmengespräche, danach sind die Unternehmen im Gespräch geblieben", sagte Habeck. "Das war immer bekannt." Es sei Aufgabe der Unternehmen, ihre Verträge selbst zu schließen. "Deswegen kann ich dazu und möchte ich dazu wenig im Konkreten sagen", betonte der Wirtschaftsminister, der Anfang des Jahres nach Katar gereist war, um über LNG-Lieferungen zu sprechen. Habeck sagte, die Unternehmen kauften auf dem Weltmarkt ein, dort gebe es verschiedene Anbieter.


Umweltverbände: Abschaffung der Sektorziele wäre verantwortungslos 

Umweltorganisationen haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, die jahresscharfen Sektorziele im Klimaschutzgesetz sowie das Monitoring der Ziele nicht zu verwässern. Scholz müsse sich der Blockadehaltung im Klimaschutz von FDP und Bundesverkehrsminister Volker Wissing entgegenstellen, die die bestehenden Sektorziele abschaffen wollen. "Statt sich an geltende Gesetze zu halten, wollen Minister Wissing und die FDP das Klimaschutzgesetz durch die Abschaffung der Sektorziele lieber so weit entkernen, dass das klimapolitische Unterlassen im Verkehrssektor nicht mehr regelmäßig thematisiert wird. Geltendes Recht zu ändern, um einen Rechtsbruch zu vertuschen, können wir nicht dulden", so die 13 Umweltorganisationen in dem offenen Brief. Denn Sorgenkind Nummer eins beim Klimaschutz sei der Verkehrssektor. Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr verblieben seit Jahrzehnten auf hohem Niveau, und Deutschland drohe auch deshalb seine Klimaziele für das Jahr 2030 zu verfehlen.


Katar verkündet Einigung mit Deutschland auf Gasliefervertrag 

Das Golfemirat Katar und Deutschland haben sich auf einen Vertrag über die Lieferung von Flüssiggas geeinigt. Katar werde Deutschland ab dem Jahr 2026 mindestens 15 Jahre lang jährlich 2 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) liefern, sagte der katarische Energieminister Saad Scherida Al-Kaabi in Doha. Damit wolle Katar Deutschland und Europa bei ihren Bemühungen um Energiesicherheit unterstützen. Das Gas soll demnach nach Brunsbüttel geliefert werden, wo noch in diesem Winter ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb gehen soll. Das Terminal, eine sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), kann Flüssiggas von Tankern aufnehmen und es noch an Bord in Gas umwandeln, um es dann ins Versorgungsnetz einzuspeisen.


CDU-Politiker Wiener hält Klimaziele bis 2027 für nicht erreichbar 

Angesichts des hohen CO2-Ausstoßes der deutschen Energieerzeuger hält der CDU-Bundestagsabgeordnete und Umweltpolitiker Klaus Wiener die deutschen Klimaschutzziele bis mindestens 2027 für nicht erreichbar. "Ich fürchte, dass Deutschland seine Klimaziele in den nächsten fünf Jahren verfehlen wird", sagte er der Bild-Zeitung. "Das ist extrem bitter und Folge der verfehlten Energiepolitik von Robert Habeck und der Ampel. Der Umbau der Energieversorgung gleicht einem Himmelfahrtskommando." Statt erneuerbare Energien auszubauen und beispielsweise Kernkraft so lange wie möglich am Netz zu halten, setze die Ampel einseitig auf Ausbau der Erneuerbaren. "Bleibt der aber hinter den hochgesteckten zurück, droht Deindustrialisierung in großem Stil", warnte Wiener.


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November 29, 2022 12:18 ET (17:18 GMT)