Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


Energiekrise: Bundesregierung will Vorfahrt für Güterzüge mit Kohle und Öl 

Die sich möglicherweise verschärfende Energiekrise wird sich auch im Eisenbahnverkehr in Deutschland niederschlagen und zu einer neuen Priorität für den Transport von Öl und Kohle führen. "Wir müssen auch bei niedrigen Pegelständen für die Schifffahrt sicherstellen, dass Öl- und Kohlekraftwerke ausreichende Nachschub erhalten", sagte Michael Theurer (FDP), Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr und Staatssekretär im Verkehrsministerium, der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. "Daher arbeiten wir in der Bundesregierung daran, dass entsprechende Güterzüge Vorrang im Netz erhalten. Erst zu Monatsbeginn hatte der Bundestag beschlossen, Kohlekraftwerke wieder aus der sogenannten Reserve herauszunehmen. Dies wird auch das entsprechende Güterverkehrsaufkommen erhöhen.


Uniper-Aufsichtsrat tagt 

Der Aufsichtsrat des Energiekonzerns Uniper kommt am heutigen Dienstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Das erfuhr die Rheinische Post aus Aufsichtsratskreisen. Dabei soll es um die Lage des Konzerns angesichts der Gaskrise und den Stand der Rettungsgespräche mit der Bundesregierung gehen. Uniper hat angesichts der stark gestiegenen Gaspreise im Rahmen der gedrosselten russischen Gaslieferungen um Staatshilfe gebeten. "Die konstruktiven Gespräche mit der Bundesregierung laufen weiterhin", sagte der Sprecher der deutschen Tochter des finnischen Mehrheitsaktionärs Fortum der Redaktion.

Am Montag hatte der Uniper-Konzern mitgeteilt, dass er die Kreditlinie bei der KfW von 2 Milliarden Euro vollständig in Anspruch genommen habe.


EU-Kommission will Mitgliedstaaten zum Gas-Sparen verpflichten 

Die Europäische Kommission will die EU-Mitgliedstaaten notfalls zwingen, Gas einzusparen. Das sieht der jüngste Entwurf eines Gas-Notfallplans vor, der der Zeitung Die Welt vorliegt und der am Mittwoch veröffentlicht werden soll. Der Plan sieht zunächst eine freiwillige Reduktion des Gasverbrauchs für alle Mitgliedstaaten vor. Erst wenn die Kommission feststellt, dass die Staaten ihre Reduktionsziele nicht einhalten, oder wenn die Versorgungslage sich dramatisch verschlechtert oder beides eintritt, will die Kommission den Mitgliedstaaten vorschreiben, Gas einzusparen. Die entsprechende Verordnung solle "einen Prozess einführen, um jederzeit in den kommenden Wochen oder Monaten eine EU-Warnstufe auszurufen, wenn die Situation und der Ausblick sich negativ verändern, wenn es um das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geht und wenn die Lage wahrscheinlich zu Notlagen führt", heißt es in dem aktuellen Entwurf einer Kommunikation. Zusätzlich müssten mindestens zwei Mitgliedstaaten die verpflichtenden Einsparziele beantragen.


Deutschlands Gasspeicher sehr unterschiedlich stark gefüllt 

Deutschlands Gasspeicher sind derzeit sehr unterschiedlich stark gefüllt. Laut Bild-Zeitung liegen mindestens vier Gasspeicher zum Teil deutlich unter dem aktuellen Durchschnittswert von 65 Prozent Füllquote. Unter Berufung auf Daten des Verbandes Gas Infrastructure Europe schreibt Bild, dass die Erdgasspeicher von Peissen nur zu 19,36 Prozent, von Bayernugs zu 26,26 Prozent, von Astora zu 34,51 Prozent und von Uniper zu 56,16 Prozent gefüllt sind. Der Geschäftsführer der Bayernugs, Thomas Rupprich, sagte zu Bild, die Gasspeicher-Kunden seien für die Befüllung verantwortlich: "Technisch steht - vorbehaltlich eventueller Ausfälle durch technische Defekte - unsererseits der Erreichung des Füllstands von 90 Prozent zum 1. November nichts im Wege." Das Unternehmen Astora, die mit den Gasspeicher Rehden Deutschlands größten Speicher betreibt, äußerte sich ähnlich: "Wenn die Befüllung kontinuierlich wie bisher voranschreitet, ist es möglich den Füllstand von 90 Prozent zu erreichen. Für die Befüllung der Speicher sind Speicherkunden verantwortlich", sagte ein Unternehmenssprecher.


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July 19, 2022 12:18 ET (16:18 GMT)