BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem überzeugenden 4:2-Sieg gegen Titelverteidiger Portugal hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen entspannten Tag der Pflege und Erholung im Teamquartier in Herzogenaurach genossen. Nur Bundestrainer Joachim Löw hielt am Sonntag die Spannung hoch und beschäftigte sich bereits mit dem EM-Gruppenfinale gegen Ungarn. "Es gibt ja keine Tage, an denen man völlig runterfährt als Trainer", sagte der 61-Jährige mit Blick auf die Partie am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) in München. "Natürlich gibt so ein Erfolg eine gewisse Stärkung. Wir haben es selber in der Hand. Jetzt müssen wir gegen Ungarn nachlegen."

Ein Punkt reicht sicher für die K.o.-Runde, ein Sieg könnte noch Platz eins in der Hammergruppe F bringen. Von einem verfrühten bitteren Ende der Ära Löw redet nach dem wohl besten Turnierspiel seit dem WM-Triumph 2014 in Rio de Janeiro niemand mehr. Vielmehr ist das Endspiel am 11. Juli in London wieder die Zielstation, die nach dem 0:1 gegen Weltmeister Frankreich zum EM-Auftakt von etlichen Kritikern schon infrage gestellt wurde.

Nun herrscht im Land des dreimaligen Weltmeisters wieder Fußball-Euphorie. Das zweite Vorrundenspiel gegen die Portugiesen um Superstar Cristiano Ronaldo lockte erneut mehr als 20 Millionen Menschen vor die Fernseher. Das bescherte der ARD einen Top-Marktanteil von 75,7 Prozent.

Doch es gab auch einen Wermutstropfen. Tausende Fans feierten im Stadion, in der Münchner Innenstadt und in vielen anderen Städten feucht-fröhlich - und vielfach ohne Masken oder Abstand. Getrübt wurde die Freude über den Sieg aus Sicht des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek vor allem durch die Ignoranz vieler Zuschauer im Stadion - denn sie trugen entgegen der ausdrücklichen Vorschrift keine FFP2-Masken.

Der CSU-Politiker forderte den DFB deshalb dazu auf, plausibel darzulegen, wie er beim nächsten Spiel gegen Ungarn die Masken-Regeln durchsetzen will. Zudem will das bayerische Gesundheitsministerium nun möglicherweise strengere Corona-Vorschriften für das Public Viewing prüfen.

Unterdessen hat die Europäische Fußball-Union wegen "möglicher diskriminierender Vorfälle" in Bezug auf die beiden EM-Spiele Ungarns gegen Portugal am 15. Juni (0:3) und gegen Frankreich am 19. Juni (1:1) Ermittlungen eingeleitet. Das gab die UEFA am Sonntagmittag bekannt. Französische Spieler waren am Samstag von einigen Fans teils wüst und rassistisch beschimpft worden. Nach dem ersten Gruppenspiel in Budapest soll Ronaldo laut portugiesischer Medien von manchen Zuschauern übel angefeindet worden sein./edo/DP/he