Bern (awp/sda) - Der Ausstieg aus den Corona-Massnahmen, Bundespräsident Cassis' Vorstellungen von der Beziehung zur EU und die Kampfansage der bürgerlichen Seite gegen die "linke Dominanz" in der Energie-Debatte: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Themen rund um das Coronavirus

"SonntagsZeitung" / "SonntagsBlick":

Gemäss Experten hat die Omikronwelle ihren Höhepunkt erreicht. "Die Welle ist jetzt am Abflauen, das ist unbestritten", sagte etwa der Epidemiologe Andreas Cerny in der "SonntagsZeitung". Ähnlich sieht es Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte: "Der Abwärtstrend ist klar und überall feststellbar." Aus Sicht der Experten können daher Mitte Februar Maskenpflicht und Zertifikat gelockert werden. Cerny warnt jedoch: "Wenn sich die Viren bei einem plötzlichen Wegfall aller Massnahmen extrem schnell verbreiten, könne das trotzdem noch zu einer Überlastung der Spitäler führen. Im "SonntagsBlick" erklärte Hauri, dass es keinen zeitlich definierbaren "Ausstieg" aus der Pandemie gebe, wohl aber einen "allmählichen Übergang von der epidemischen in die endemische Form". Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erwartet derweil, dass "post-pandemisch eine grosse zusätzliche Krankheitslast" bleibt, wie ein Sitzungs-Protokoll vom Freitag zeigt, das dem "SonntagsBlick" vorliegt.

"SonntagsBlick":

Die Schweiz hat nach der ersten Ansteckungswelle des Corona-Virus nach Ansicht von Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -Direktoren, zu zögerlich gehandelt. Zudem sei der Übergang von der ausserordentlichen Lage in die besondere Lage harzig verlaufen. Das sagte Engelberger im Interview mit dem "SonntagsBlick". "Wir müssen uns heute eingestehen, dass wir zeitweise zu wenig getan haben", sagte Engelberger. Schon nach der ersten Welle sei erkennbar geworden, wie gefährlich diese Pandemie sei. Überrascht darüber, wie gut die Schweizer Wirtschaft die Pandemie gemeistert hat, zeigte sich Jan-Egbert Sturm, Leiter der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, im Interview mit dem "SonntagsBlick". Es habe zwar schmerzhafte Einschnitte gegeben, die ganz grossen Umwälzungen seien aber ausgeblieben, die Krise habe die Wirtschaftsordnung nie infrage gestellt.

"SonntagsBlick":

Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass waren in der Corona-Pandemie deutlich häufiger als bei Schweizerinnen und Schweizer. Das zeigt gemäss "SonntagsBlick" eine Untersuchung, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Auftrag des Mediendienstes Integration gestützt auf Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) durchgeführt haben. Die Ergebnisse seien "überdeutlich". Bei Schweizer Staatsbürgern in der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren lag der Anstieg der Todesfälle demnach im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 bei 2,2 Prozent, bei gleichaltrigen Menschen ohne Schweizer Pass hingegen bei 20,9 Prozent. Auch in anderen Altersgruppen sei der Anstieg drastisch erhöht gewesen. Grund für die höhere Sterblichkeit dürften demnach soziale und ökonomische Benachteiligungen von Menschen ohne Schweizer Pass sein, etwa beengte Wohnverhältnissen, Jobs ohne Homeoffice-Möglichkeit oder die Abhängigkeit vom öffentlichen Verkehr.

Sonstige Themen:

"SonntagsZeitung":

Die Schweiz muss nach Ansicht von Bundespräsident Ignazio Cassis bei der Planung der künftigen Beziehung mit der EU aus der rein "technisch-institutionellen Fragestellung" herauskommen. Stattdessen müsse der Inhalt im Fokus stehen. "Erst wenn wir das durch inhaltliche Substanz anreichern, wenn Politik und Gesellschaft erkennen, welche materiellen Gewinne die Schweiz erwarten kann, wird auch eine institutionelle Annäherung akzeptiert werden", sagte er im Interview mit der "SonntagsZeitung" Der Bundesrat sei derzeit daran, den Rahmen für ein mögliches Paket oder eine Gesprächsagenda mit der EU abzustecken und analysiere mögliche Elemente. Die Schweiz dürfe sich aber nicht nur auf Abkommen zur Beteiligung am Binnenmarkt beschränken. Es gebe viele Möglichkeiten, die Beziehung zur EU zu vertiefen, etwa in der Gesundheit, der Forschung, bei den Medien oder der Kultur.

"SonntagsBlick" / "NZZ am Sonntag":

Die SVP will eine ausserordentliche Session der Räte zur Kandidatur der Schweiz für den UNO-Sicherheitsrat erzwingen. Die SVP habe die Anträge bereits deponiert, sagte Fraktionspräsident Thomas Aeschi (ZG) gegenüber dem "SonntagsBlick". Der Antrag sei zustande gekommen, bestätigten zudem die Parlamentsdienste gegenüber der "NZZ am Sonntag" Die SVP will, dass der Bundesrat auf die Bewerbung verzichtet. "Die Ukraine-Krise zeigt, dass unser wichtigster friedenspolitischer Beitrag darin besteht, uns als Vermittlerin anzubieten", sagt SVP-Nationalrat Franz Grüter (LU), der die Aussenpolitische Kommission präsidiert, in der "NZZ am Sonntag". Und Thomas Aeschi sagt im "SonntagsBlick": "Die SVP will, dass sich alle Parteien vor der geplanten Wahl der neutralen Schweiz in den UN-Sicherheitsrat im Juni 2022 nochmals für oder gegen die Kandidatur aussprechen." Er sieht die Schweizer Neutralität ebenfalls akut gefährdet.

"NZZ am Sonntag":

Die Schweizer Wirtschaft hat sich in der Energiedebatte bisher schlecht organisiert, die Dominanz der Linken in der Energie- und Klimapolitik soll gebrochen werden. Das steht gemäss der "NZZ am Sonntag" in einem Dokument, das Mitte Januar bei einem Treffen der Energieriesen BKW und Axpo, der Elektrizitätswerke der Stadt Zürich, des TCS, des Verbands der Maschinenindustrie Swissmem sowie verschiedenen Vertretern aus dem Bereich der erneuerbaren Energien präsentiert wurde. Diese schlechte Organisation habe dazu geführt, dass "organisierte Spezialinteressen", meist links-grün, die Diskussion mit ihren Argumenten dominierten. Die versammelten Akteure wollen das ändern. Sie sind zudem überzeugt, dass mit den geltenden Umweltschutzbestimmungen die Energiewende nicht zu schaffen ist. Die Anliegen der Allianz sollen in den politischen Prozess eingespielt werden. Als erstens soll das Gremium auf den Ständerat Einfluss nehmen.

"SonntagsZeitung":

In der Pandemie ist die Zahl konfliktreicher Trennungen stark gestiegen. Um über 30 Prozent sind die Anfragen 2021 gemäss der "SonntagsZeitung" bei der unabhängigen Beratungsstelle Kindes- und Erwachsenenschutz (Kescha) gestiegen. Mehr als 1600 Männer und Frauen haben sich ans fünfköpfige Beratungsteam gewandt. Kescha-Gründer Guido Fluri fordert daher eine Änderung im Familienverfahrensrecht. Konkret sieht er vor, dass alle Eltern, die sich trennen, vor dem Gerichtsentscheid oder der Kesb-Verfügung eine Mediation durchlaufen und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu suchen. Der Kanton Bern hat sich Fluris Idee angenommen. Im August 2021 hat die Direktion für Inneres und Justiz des Kantons Bern ein Konsultativverfahren eröffnet. Vom neuen Ansatz nicht wirklich begeistert ist aber der Bernische Anwaltsverband (BAV). Dort stört man sich daran, dass der Zugang zum Gericht nur über den Weg des Gesprächs im Zentrum für Familien möglich ist.

"SonntagsZeitung" / "Le Matin Dimanche"

Im Altersheim in Leysin VD sind offenbar die Bewohnerinnen und Bewohner unangemessen behandelt worden. Eine Untersuchung durch eine unabhängige Kommission des Kantons kam im April 2021 zum Schluss, dass schwerwiegende Fehler vorgefallen waren, wie die "SonntagsZeitung" und die Westschweizer Zeitung "Le Matin Dimanche" berichten. Der Bericht zeigt gemäss der Zeitung, wie ein Mangel an Fachpersonal zu verstörenden Zuständen führte. Das Beispiel sei nicht repräsentativ für die Branche. Es offenbare aber Missstände auf höherer Ebene. Denn die Behörden hätten keinerlei Sanktionen gegen die damaligen Verantwortlichen ausgesprochen. Die Zeitung berichtet ausserdem, dass von 2010 bis 2020 rund 1800 Anzeigen pro Jahr wegen mutmasslicher Straftaten, bei denen als Tatort "Altersheim" oder "Pflegeheim" angegeben war, eingereicht worden seien. Offen ist, ob sich die Anzeigen gegen Bewohner, Angestellte oder Dritte richteten. Und wie viele von ihnen zu einem Schuldspruch führten.

"NZZ am Sonntag":

Die bei der Raiffeisen angewandte Abwicklung der Salärauszahlung an ihren Leiter der internen Revision erscheint gemäss Experten heikel. Dieser Leiter hat gemäss der "NZZ am Sonntag" spätestens ab dem Jahr 2007 einen Teil seines Lohns sowie den gesamten Bonus über das Konto eines externen Anwaltbüros erhalten, über welches die Raiffeisen auch einen Teil ihrer Lohnzahlungen an die Geschäftsleitung abwickelte. Spezialisten etwa aus Banking und vonseiten des Regulators betonen, dass es sich beim Leiter der internen Revision um eine Person handle, die ihre Aufsichtsfunktion unbeeinflusst erfüllen müsse. Es dürfe nicht einmal der Anschein einer Voreingenommenheit aufkommen. Durch die Konstellation ergebe sich aber ein "sehr ungünstiger Anschein". Es entstehe der Anschein, dass man dem Leiter so ungebührliche finanzielle Anreize gesetzt habe, damit er auch einmal ein Auge zudrücke.