Bern (awp/sda) - Eine Allianz für den Ausstieg aus der Pandemie, überrannte Kliniken wegen Suizidversuchen von Minderjährigen und Adolf Ogis einfache Erklärung für das EWR-Volks-Nein von 1992: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Themen rund um das Coronavirus

"NZZ am Sonntag":

Eine breite Allianz fordert den Ausstieg aus der Pandemie. Der Schweizerische Gewerbeverband, weitere Branchenverbände und bürgerliche Politiker wollen am Dienstag den Bundesrat dazu auffordern, bereits im Februar die meisten Corona-Einschränkungen wie die Zertifikatspflicht oder die Personenobergrenzen fallen zu lassen, wie die "NZZ am Sonntag" unter Berufung auf mehrere nicht genannte Quellen berichtet. Bei einem gemeinsamen Auftritt der Allianz soll unter anderem ein sogenannter "Freedom Day" (Freiheitstag) nach dem Vorbild anderer Länder ausgerufen werden. Einen solchen propagiert auch die SVP und fordert die Aufhebung der Maskenpflicht im März. Die Massnahmenverlängerung des Bundesrats sei für das Gewerbe nicht akzeptabel, hiess es von der Allianz. Linke dagegen mahnten vor einer möglichen Überlastung der Akutplätze in den Spitälern und vor Arbeitsausfällen in verschiedenen Bereichen.

"SonntagsZeitung":

Der Epidemiologe Marcel Tanner, ehemaliges Mitglied der Corona-Taskforce des Bundes, hat in einem Interview Hoffnung auf einen Sommer ohne staatlich verordnete Einschränkungen gemacht. Seiner Meinung nach sind nach der Omikron-Welle flächendeckende Massnahmen wie Maskenpflicht und 2G-Zertifikatspflicht nicht mehr nötig, "wenn wir uns weiterhin genügend impfen und boostern", wie er der "SonntagsZeitung" sagte. Voraussetzung dafür sei, dass die Gesellschaft und jeder einzelne Verantwortung übernehme. Das Virus werde nicht einfach verschwinden. Es werde "weiterhin Corona-Ausbrüche geben, vielleicht sogar kleinere Wellen". Aber solche Ausbrüche könne man künftig mit "gezielten punktuellen und freiwilligen Massnahmen beherrschen und eindämmen". Nach der Omikron-Welle müsse man auch aufhören, "breit zu testen und massenweise Daten zu sammeln", sagte Tanner. "Die Prognosen werden mit den riesigen Datenmengen nicht besser, sie provozieren nur neue Ängste". Tanner schlug künftig nur noch Stichproben vor, also ähnlich wie bei der Grippe-Überwachung. Testen lassen sollte sich "grundsätzlich nur noch, wer Symptome hat, die auf Corona hindeuten".

"SonntagsZeitung":

Wegen der Omikron-Welle ist in der Schweiz in dieser Wintersaison rund jedes dritte von 360 Skilagern abgesagt worden. Allein im Dezember und Januar waren bei der Schweizer Schneesportinitiative Go-Snow, dem grössten Organisator von Skilagern in der Schweiz, über 100 Klassenlager gebucht, und 80 Prozent wurden annulliert, wie Geschäftsführer Olé Rauch der "SonntagsZeitung" sagte. Bisher rieten das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Bundesamt für Sport (Baspo) von Lagern ausdrücklich ab. Ab Februar gibt der Bund für Schullager "in kleinen Gruppen von maximal zwei Klassen" grünes Licht. Snowboard-Olympiasiegerin und Go-Snow-Präsidentin Tanja Frieden bedauerte die Absagen. "Für die Schülerinnen und Schüler ist es schon der zweite Winter ohne Lager, für einige sogar der dritte", sagte sie. Wenn das so weiter gehe, gebe es "einen ganzen Oberstufenjahrgang", der nie in einem Schneesportlager war.

Weitere Themen

"SonntagsZeitung":

Die Zahl der Suizidversuche von Heranwachsenden hat im zweiten Pandemiejahr stark zugenommen. Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern betreute 2021 über 50 Prozent mehr suizidale Minderjährige auf der Notfallstation als im Vorjahr, wie die "SonntagsZeitung" berichtet. "An manchen Tagen im Herbst/Winter kamen mehrere Patientinnen und Patienten zu uns, die versucht haben, sich das Leben zu nehmen oder kurz davor waren", sagte Klinikdirektor Michael Kaess. Zuletzt waren es fast dreimal mehr junge Menschen als die Notfallstation Plätze hat. Man sei "total überlastet". In Zürich verzeichnete die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik 278 Suizidversuche. "Wir haben einen Notstand und sind nur noch am Feuer löschen, so kann es nicht weitergehen", sage der leitende Arzt Gregor Berger. Er fordert ein nationales Suizidversuch-Register. "Nur so können wir verstehen, was dazu führt, dass immer mehr Jugendliche in psychische Krisen fallen."

"SonntagsBlick":

Die Präsidenten von ETH-Rat, der Hochschul-Rektorenkonferenz Swissuniversities und dem Branchenverband Scienceindustries haben sich in einer dringenden Resolution an den Bundesrat gewandt. Grund sind laut dem "SonntagsBlick" erhebliche Nachteile für den Forschungsstandort, weil die Schweiz 2021 als Vollmitglied aus dem europäischen Forschungsprogramm Horizon ausgeschlossen wurde. Zuvor hatte der Bundesrat das EU-Rahmenabkommen beerdigt. Die Unterzeichner der Resolution forderten eine Vollassoziierung bis Ende 2022 und eine Innovationsoffensive vom Bund. Die Vertreter aus Forschung und Industrie berichteten von entmachteten Schweizer Wissenschaftlern, von diskriminierten Studenten, vom Ausschluss aus Forschungsprojekten und von Rekrutierungsproblemen für Schweizer Universitäten. Forschende in der Schweiz mussten demnach die Leitung verschiedener EU-Projekte abgeben.

"NZZ am Sonntag":

Bei der FDP ist ein Streit über den Bau neuer Atomkraftwerke (AKW) entbrannt. Die FDP-Frauen wehren sich dagegen, dass die Parteispitze das Verbot für den Bau neuer AKW aufheben will, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. "Sich jetzt für den Bau neuer AKW auszusprechen, sendet ein falsches und irreführendes Signal aus", sagte die Präsidentin der FDP-Frauen, Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (SG), der Zeitung. "Es torpediert den Effort für den Ausbau der erneuerbaren Energien." Am Donnerstag hatte die Parteipräsidentenkonferenz eine Resolution zur Stromversorgungssicherheit mit der umstrittenen Forderung verabschiedet. Diese sei auf Antrag der kantonalen FDP Zürich ins Papier eingeflossen, berichteten Beteiligte. Die Waadtländer Nationalrätin Jacqueline de Quattro wird den Delegierten beantragen, den Passus zur Kernenergie zu streichen. Diese entscheiden am 12. Februar. Bereits 2016 stimmten die FDP-Vertreter im nationalen Parlament dem Atomausstieg knapp zu. 2019 sprach sich die Parteibasis für neue AKW aus.

"SonntagsZeitung":

Nach Ansicht von alt Bundesrat Adolf Ogi hat ein Kommunikationsfehler der Schweizer Regierung das Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bei der Volksabstimmung im Dezember 1992 begünstigt. Ein simpler Fehler in der Strategie des Bundesrates habe dazu geführt, dass die Abstimmung knapp verloren gegangen sei, sagte der frühere Verkehrs- und Energieminister in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". "Wir vergassen, dass viele Leute brieflich abstimmen." Deshalb habe man die Fernsehauftritte zu spät eingeplant, sagte der heute 79-jährige Ogi. 30 Jahre nach der epochalen EWR-Abstimmung waren jüngst die Protokolle aus dem Bundesrat veröffentlicht worden. Demnach äusserten sich fast alle Bundesräte intern negativ zum EWR. Es handle sich um einen "Kolonialvertrag", die Schweiz habe sich von der Europäischen Gemeinschaft "tranchenweise abschlachten" lassen, hiess es etwa.

"Le Matin Dimanche" / "SonntagsZeitung":

Die zunehmende Verbreitung von Geländewagen (SUV) wirkt sich auf die Schwere von Unfällen auf Schweizer Strassen aus. Die Zahl der SUVs von 20'000 im Jahr 2010 hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, und sie machen fast jedes zweite neue Auto aus, wie "Le Matin Dimanche" und "SonntagsZeitung" berichten. Die schweren Offroader, die zwischen einer und zweieinhalb Tonnen wiegen, verursachen oftmals schwerere Unfälle als herkömmliche Fahrzeuge, wie eine Auswertung von 412 Unfällen aus Zahlen des Bundesamts für Strassen (Astra) für 2018, 2019 und 2020 zeigt. Kollidieren zwei Fahrzeuge mit einer Gewichtsdifferenz von 100 bis 500 Kilogramm, ist das Risiko, dass es im leichteren Auto Tote oder Schwerverletzte gibt, um 50 Prozent erhöht - gegenüber den Insassen im schwereren Fahrzeug. Beträgt die Differenz mehr als eine halbe Tonne, ist das Risiko für Tote oder Schwerverletzte in den leichteren Autos dreimal so hoch.

"NZZ am Sonntag":

Der frühere Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel hat das gegenwärtige Management der Grossbank scharf kritisiert. "Wenn ein Unternehmen über Jahre so viele Krisen erlebt, dann liegt der Grund im schlechten Management", sagte der 78-jährige Ex-CS-CEO von 2003 bis 2007 in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Weil die Führung nicht funktionierte, hätten viele hervorragende Manager die Bank mit 50'000 Beschäftigten verlassen. Dies habe auch zu den Milliardenverlusten im letzten Jahr geführt. "Beide Ereignisse, Archegos und Greensill, gehören in die Kategorie Anfängerfehler." Die Aktionäre der Bank müssten mehr Druck auf die Führung ausüben, erklärte Grübel, insbesondere bei der Besetzung des Verwaltungsrates. "Es braucht auch hier Personen, welche das Geschäft à fond kennen." Trotz der Schwäche der Bank glaubt Grübel nicht an eine Übernahme. Die Finanzmarktaufsicht würde nach seiner Einschätzung ihr Veto gegen einen solchen Verkauf einlegen.

"SonntagsBlick":

Der Chef der für die Börse und den Zahlungsverkehr in der Schweiz verantwortlichen SIX Group rechnet mit einem drastischen Rückgang an Geldautomaten im Land. "In fünf Jahren wird jeder zweite Bankomat verschwunden sein", sagte Jos Dijsselhof im Interview mit "SonntagsBlick". Das Monitoring von SIX für die Banken zeige, dass viele Geldautomaten ein Verlustgeschäft seien. In der Schweiz gebe es heute rund 7000 Bankomaten. Das seien eindeutig zu viele. Nach einem starken Einbruch der Bargeldbezüge zu Beginn der Pandemie um teils bis zu 50 Prozent stabilisierten sich demnach diese wieder, allerdings auf tieferem Niveau als vor Covid. "Der Trend ist eindeutig: Bargeld hat einen schweren Stand." In Zukunft werde nicht mehr jede Bank ihre eigenen Bankomaten haben, sondern der Betrieb werde an eine Drittfirma ausgelagert. "Der Bankomat der Zukunft wird anhand der Karte erkennen, bei welcher Bank der Kunde sein Konto hat, und sein Erscheinungsbild dementsprechend anpassen. Das ist im Ausland schon gelebte Realität."