München (Reuters) - Der Autoabsatz in Deutschland hat nach den beiden schwachen Corona-Jahren wieder ein Plus geschafft.

2022 kamen rund 2,65 Millionen Neuwagen auf die Straße, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch mitteilte. Das sind 1,1 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Allerdings ist damit nur ein kleiner Teil der Verluste aus der Corona-Krise aufgeholt: 2021 hatte der Chipmangel den Autoabsatz auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. Im Vor-Pandemiejahr 2019 hatten die deutschen Hersteller und Importeure noch 3,6 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Insbesondere die Nachfrage nach Elektroautos legte im vergangenen Jahr kräftig zu. Bei den Marken verteidigte VW trotz eines Rückgangs seine Spitzenposition.

Der Mangel an Vor- und Zwischenprodukten, die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die allgemeine Verunsicherung aufgrund des Krieges in der Ukraine hätten den Markt und die Produktion das ganze Jahr, besonders aber in der ersten Jahreshälfte gedämpft, teilte der Branchenverband VDA dazu mit. Gegen Jahresende wendete sich allerdings das Blatt. So wurden nach KBA-Angaben allein im Dezember 314.318 Autos neu zugelassen, 38,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Vor allem Elektroautos waren dabei gefragt: Im Dezember wurden laut VDA mit 174.200 Fahrzeugen so viele Autos mit E-Antrieb neu zugelassen wie nie zuvor, ihre Zahl lag um 114 Prozent über dem Vorjahresniveau. Mehr als jedes zweite neu zugelassene Auto war damit ein Elektroauto oder ein Plug-In-Hybrid, der sowohl mit Strom als auch mit Kraftstoff fahren kann. "Die Entwicklung lässt auf vorgezogene Käufe schließen", erklärte der Verband dazu: Ende 2022 lief die staatliche Förderung für Plug-In-Hybride aus, die Zuschüsse für rein batteriebetriebene Autos wurden gekürzt.

Bei den Marken verteidigte VW trotz eines Rückgangs seine Spitzenposition und kam auf einen Marktanteil von 18,1 Prozent, gefolgt von Mercedes mit 9,2 Prozent, Audi mit acht und BMW mit 7,9 Prozent. Der US-Elektroautobauer Tesla erreichte einen Marktanteil von 2,6 Prozent - allerdings mit steigender Tendenz: Die Tesla-Neuzulassungen schnellten um 76,2 Prozent nach oben.

Der Autobranche hatte 2022 immer noch der Mangel an Speicherchips und anderen Bauteilen zu schaffen gemacht. Das Angebot blieb aufgrund von Produktionsproblemen hinter der Nachfrage zurück. Die Autobauer können noch eine Weile von den aufgestauten Aufträgen zehren. Auf längere Sicht rechnen Branchenexperten aber mit einem Nachfragerückgang, weil die hohe Inflation die Kaufkraft der Konsumenten und die Bereitschaft von Unternehmen zur Anschaffung neuer Dienstwagen dämpfen könnte.

(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)