Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Steuereinnahmen sind im Dezember 2021 deutlich um 19,5 Prozent und im Gesamtjahr 2021 ebenfalls kräftig um 11,5 Prozent gestiegen. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. Dabei sei der Einnahmezuwachs im Dezember überwiegend auf ein Plus bei den Gemeinschaftsteuern von 25,0 Prozent zurückzuführen gewesen.

"Unter anderem waren bei der Lohnsteuer, den Steuern vom Umsatz, der veranlagten Einkommensteuer sowie der Körperschaftsteuer teils beträchtliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahresmonat festzustellen", erklärte das Ministerium. "Dies dürfte auch die wirtschaftliche Erholung widerspiegeln, die im zweiten und dritten Quartal 2021 zu verzeichnen war und in deren Folge das Bruttoinlandsprodukt 2021 insgesamt um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen konnte."

Darüber hinaus resultierte der Anstieg den Angaben zufolge auch aus einer niedrigeren Basis zum Vergleichszeitpunkt wegen der vorübergehenden Mehrwersteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020. Zudem habe sich bei der Einfuhrumsatzsteuer aufgrund eines kassentechnischen Effekts eine Aufkommensverschiebung vom November in den Dezember 2021 und somit ein merkliches Mehraufkommen ergeben.

Der Bund verbuchte im Dezember 25,9 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 52,9 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 49,1 Milliarden Euro um 21,7 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im Dezember auf rund 111,5 Milliarden Euro. Im gesamten Jahr 2021 summierten sich die Steuereinnahmen insgesamt auf 761,0 Milliarden Euro. Der Bund verbuchte ein Plus von 10,8 Prozent, und die Länder verzeichneten einen Zuwachs um 12,3 Prozent.


Konjunktur vorerst weiter gedämpft 

Zur Konjunkturentwicklung erklärte das Finanzministerium, auch zum Start in das laufende Jahr "dürfte die Pandemie das wirtschaftliche Geschehen noch belasten, bevor im weiteren Jahresverlauf mit einer Fortsetzung der Erholung zu rechnen ist". Die Aufwärtsdynamik dürfte "zum Jahresende hin unterbrochen worden" sein, und es sei zu erwarten, "dass die gedämpfte Entwicklung der Wirtschaft auch im laufenden Quartal anhält".

Die Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen sowie die stark gestiegenen Infektionszahlen im Zuge der Omikron-Welle hätten um den Jahreswechsel die Stimmung belastet. Unter der Annahme einer sich wieder entspannenden Infektionslage sowie abnehmender Lieferengpässe werde für das Sommerhalbjahr 2022 aber "mit einer kräftigen Fortsetzung der Erholung gerechnet". Der Auftragsbestand in der Industrie ist sehr hoch, hier bestehe - wie auch bei den privaten Konsumausgaben - erhebliches Potenzial für starke Impulse, auch aus Nachholeffekten.

Zur Inflation hieß es, mit dem Jahreswechsel seien "etwas geringere, wenngleich - vor allem aufgrund der zwischenzeitlich stark gestiegenen Energiepreise und Lieferengpässe - weiterhin erhöhte Raten zu erwarten". Im Jahresverlauf 2022 dürfte die Inflationsrate dann aber "voraussichtlich auf ein moderateres Niveau sinken".

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January 27, 2022 18:00 ET (23:00 GMT)