Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie hat wegen Großaufträgen einen überraschend guten Start in die zweite Jahreshälfte hingelegt.

Die Bestellungen wuchsen im Juli um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat und damit bereits das zweite Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang von 1,5 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni mit revidiert plus 4,6 (bisher: 3,9) Prozent den ersten Zuwachs in diesem Jahr gegeben hatte.

Allerdings geht das gute Abschneiden im Juli allein auf Großaufträge zurück. Ohne sie wären die Bestellungen um 0,4 Prozent gefallen. Besonders im sonstigen Fahrzeugbau - dazu werden Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge gezählt - gab es ein starkes Plus. "Hier lagen die Neuaufträge aufgrund mehrerer Großaufträge um 86,5 Prozent höher als im Vormonat", so die Statistiker.

Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet daher auch in den kommenden Monaten mit einer verhaltenen Industriekonjunktur. Aktuelle Daten zur Weltwirtschaft deuteten "auf eine weiterhin schwache Auslandsnachfrage hin", hieß es. "Darüber hinaus haben sich wichtige Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe zuletzt wieder eingetrübt."

Das Geschäftsklima in der Industrie hatte sich im August merklich eingetrübt, wie das Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. "Die Unternehmen klagten erneut über rückläufige Auftragsbestände", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Insbesondere die Investitionsgüterhersteller sind in einer schwierigen Lage."

Die Aufträge aus dem Inland stagnierten im Juli lediglich. Die aus dem Ausland legten dagegen um 5,1 Prozent zu. Dabei wuchs das Neugeschäft mit den Euro-Ländern um 5,9 Prozent, während das mit dem Rest der Welt um 4,6 Prozent zunahm. Stark gestiegen ist die Nachfrage nach elektrischen Ausrüstungen. Hier gab es ein Plus von 18,6 Prozent. Der Maschinenbau meldete dagegen ein Auftragsminus von 6,1 Prozent, während der Bereich Kfz- und Kfz-Teile auf ein Wachstum von 1,6 Prozent kam.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)